Liebe Renata - Die Geschichte einer Jugend in Estland / Else Hueck-Dehio

Hallo lieber Leser, liebe Leserin.

===Vor dem Lesen===

Was für ein Mist. Das war mein erster Gedanke, als ich das Buch aus meinem Buchpaket genommen hab. Das Cover so schlicht, der Inhalt weniger interessant. Warum wurden nur so viele Auflagen herausgegeben. Lange habe ich mich vor dem Lesen gedrückt, aber nun wollte ich es hinter mich bringen, und die Überraschung war groß, denn ich konnte mich von dem Buch nicht trennen.

'''Buchdaten'''
Autor: Else Hueck-Dehio
Titel: Liebe Renata
Gebundene Ausgabe: 508 Seiten
Verlag: Salzer, Heilbr.; Auflage: N.-A. (Juli 1998)
ISBN-10: 3793601161
ISBN-13: 978-3793601166
Preis: 0,01€

'''Leseinformationen'''
Genre: Erzählung
Niveau: leichte Kost
Leserschaft: Frauen
Lesedauer: 3 Tage

'''Optik''
Optisch ist das Buch wirklich kein Highlight. Zumindest meine Sonderausgabe. Eine gezeichnete Frau, die alles andere als hübsch wirkt. Mir gefällt es leider so gar nicht. Andere Ausgaben mit Booten gefallen mir da schon viel besser.


'''Autor/in'''
Else Hueck-Dehio wurde 1897 in Dorpat, Estland geboren. Sie starb als deutsche Schriftstellerin 1976 in Bayern. Sie war eine ausgebildete Krankenschwester und floh 1918 vor der russischen Revolution nach Berlin. Ab 1934 verfasste sie zahlreiche Romane und war an der Seite des CDU-Politikers als eine bezaubernde Ehefrau bekannt.

'''Zitierter Klappentext'''
Renata Haller, Tochter eines Arztes im estnischen Dorpat, ist ein fröhliches, etwas verträumtes Mädchen. Sie sehnt sich danach, das Leben mit allen Höhen und Tiefen kennenzulernen. Als die Fünfzehnjährige den Theologiestudenten Olav Petersen kennenlernt, fühlen sich beide zueinander hingezogen. Renata, hin und hergerissen von ihren Gefühlen, will dies zunächst selbst nicht wahrhaben. Behutsam entwickelt sich zwischen beiden eine tiefe Liebe. Der drohende Erste Weltkrieg samt der sich abzeichnenden politischen Umwälzungen erscheint den jungen Leuten gegenüber ihrem eigenen Glück fern und unwirklich. Aber dann muß Renata doch den Schrecken des Krieges ins Auge sehen, und sie schreibt ihr eigenes Hohes Lied der Liebe . . (Quelle: Klappentext)

'''Leseprobe'''
Eine Leseprobe, die ich verlinken kann, habe ich leider nicht gefunden. Wer kleinere Eindrücke haben möchte, kann diese dem Zitat, welches meine Meinung untermalen soll, entnehmen. Dieses findet ihr, wie sonst auch unter „Sarahs Meinung“, damit man auch sieht worauf sich das Zitat bezieht.

===Nach dem Lesen===

'''Sarahs eigene Inhaltsangabe'''
Renata ist ein junger Backfisch als sie Olav kennenlernt. Stolze oder besser gesagt junge 15 Jahre alt. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, können aber mit ihren Gefühlen noch nichts anfangen. Sie ist zu jung und zudem glaubt Olav nicht, dass dieser Wildfang einen zukünftigen Pfarrer heiraten möchte. So erleben sie viele schöne Situationen. Sie tanzen zusammen, fahren mit dem Boot, laufen Schlittschuh, gehen spazieren und vieles mehr. Mit der Zeit entsteht so eine tiefe Liebe. Das Schicksal der beiden steht jedoch unter keinem guten Stern. Renatas Mutter verstirbt nach einem Blinddarmdurchbruch, der erste Weltkrieg bricht aus, und die beiden entwickeln sich in verschiedene Richtungen. Renata trifft sich mit anderen Verehrern und Olav, der sich das nicht mit ansehen kann, redet von einer Verlobung. Diese Ausflucht zeigt beiden jedoch, wie tief die Gefühle füreinander sind. Ihre Verlobung wird von allen mit Wohlwollen hingenommen, und so ziehen schon vorab zusammen, weil der Krieg immer näher kommt. Sie heiraten und das Glück ist perfekt. Bis sie eine Nachricht erhält, die ihr Leben grundlegend verändert.

'''Sarahs Meinung'''
Liebe Renata“ ein langweiliger Titel, der jedoch zahlreiche Leser in seinen Bann gezogen hat. Ich konnte es wirklich am Anfang nicht nachvollziehen. Warum wird ein so altes Buch, als schönste Liebesgeschichte aller Zeiten betitelt? Neugierig habe ich mich ans Lesen gemacht.

Am Anfang konnte ich die Euphorie der anderen Leser nicht nachvollziehen. Renata ist ein junges Mädchen, freundlich, verträumt, frech und liebenswert. Mit ihren 15 Jahren eine eindrucksvolle, jugendliche Persönlichkeit, die nicht nur als Vorbild dienen kann, sondern in so manchen die eigene Jugend als Erinnerung weckt. Obwohl sie eine faszinierende Persönlichkeit darstellt, dauert es einige Seiten bis die Geschichte ihren eigentlichen Lauf aufnimmt und damit zu dem wird, was die Mehrheit eben als traumhaft schöne Liebesgeschichte ansehen. Mit dem Moment, wo Olav in das Leben von Renata tritt, wird auch das Herz des Lesers mit Liebe berührt. Eine zarte Liebe, die aus Freundschaft entsteht, und die wohl jeder wünscht zu erfahren. Jede noch so kleine Unterbrechung durch die allgemeine Geschichte rund um Familie und Freunde ist so, als würde man aus einem tollen Traum herausgerissen. Man möchte wieder einschlafen und wissen, wie sich diese zarte Liebe zwischen Olav und seiner „Brennnessel“, wie er Renata liebevoll nennt, entwickelt. Dabei sind die Erzählungen drumherum nicht langweilig oder unnötig, sondern sorgen dafür, dass der Leser die Figuren besser kennenlernt, etwas über die Geschichte des Landes bzw. des Zweiten Weltkrieges erfährt oder andere Weisheiten erkennt.

ZITAT S. 35
Kein Mensch kennt die Bedeutung der Dinge, die ihm täglich geschehen. Wir alle leben über sie hinweg, stündlich von neuem bereit, wieder in Neues hineinzuwandern.

Es sind solche Gedanken, die den Leser selbst zum Nachdenken bringen und einer zeitlosen Wahrheit entsprechen, die besonders mich so fasziniert hat.

Einmal eingefangen von der Liebe, dem Drumherum und den Weisheiten, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt zwar Moment, wo man das Gelesene sacken lassen muss, und man automatisch pausiert, aber im Grunde muss man immer weiterlesen.

Dafür sorgt auch der einfühlsame, zeitlose Stil. Es ist selten, dass ein Buch auch nach über 40 Jahren noch so fesselt. Obwohl alles viele Jahre zurück liegt und für uns viele Situationen, Gedanken und Situationen eigentlich fremd sein müssten, wird hier alles punktgenau eingefangen, sodass ein klares, logisches Bild vor dem inneren Auge entsteht.

Ich persönlich habe mit jeder Seite mitgefiebert und dachte mir nur, wann heiraten die beiden Blindfische nur endlich. Es ist nämlich ein Spiel mit den Gefühlen des Lesers, wenn man sieht wie beide sich lieben, es aber dem anderen nicht zu erkennen geben. Als dieser Moment eintrifft, konnte sogar ich mir das Lächeln und den Seufzer der Erleichterung nicht verkneifen. Die Worte wurden mich solcher Bedacht gewählt, dass man sich wünscht, selbst eine solche Liebeserklärung zu erhalten. Leider geschieht dies erst recht spät und so hat der Leser nicht lange von dem wahren Glück. Ungekünstelt, wie das Werk nun einmal ist, wird dieses Glück auf so traurige Weise beendet, dass mir beim Lesen richtig weh ums Herz wurde.

Während des Lesens kam bei mir immer wieder die Frage auf, ob die Begebenheiten in dem Buch eine biographische Tendenz beinhalten. Wenn man einer Rezension bei Amazon Glaube schenken darf, denn bei Google habe ich diesbezüglich nichts gefunden, dann ist es in der Tat eine Autobiographie. Mit diesem Wissen ist das Buch noch eine Spur liebenswerter, aber auch trauriger, eben auf Grund des Schlusses.


© Eure CQ für www.sarahs-buecherwelt.blogspot.com
Verwendete Zitate werden ausgewählt und eingebaut um den Stil, Spannungsanteil, Detailreichtum oder ähnliches aufzuzeigen. Sie gehören nach wie vor dem rechtlichen Eigentümer und dienen lediglich der Unterstützung meiner Rezension.



Kommentare

  1. Ich habe dieses Buch bereits zweimal gelesen und es hat mich jedesmal berührt. Wir haben in unserer Stadt einen "Bücherschrank" in einer ausgemusterten Telefonzelle. Seit einiger Zeit dachte ich wieder und wieder an dieses Buch, denn es gehört einer Freundin und ich habe es nicht. Ich hatte Sehnsucht nach dem Buch. Ich nahm mir vor, in dem Bücherschrank nachzuschauen...heute nachmittag stand es da. Ich bin sehr glücklich, dass ich es jetzt besitze. Ich werde immer mal wieder drin lesen und in diese Welt eintauchen, die für immer versunken ist.
    Es war eine Kolonialwelt der Deutschen, ohne Frage, die Elite waren Deutsche, die Diener die Einheimischen, hier die Esten.
    Trotzdem gab es eine friedliche Stimmung in dieser Welt von Renata, die es so heute nicht mehr gibt. Es ist mehr atmosphärisch, nicht greifbar.

    Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick ins Buch und etwas mehr, wie wir ja bei Sarah lesen können.

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