Schwarzer Schmetterling / Bernard Minier

Aversionstheraphie bestand darin, die Darbietung abnormer sexueller Phantasien – Bilder von Vergewaltigungen, von nackten Kindern und so weiter – mit der Verabreichung unangenehmer beziehungsweise schmerzhafter Reize zu verknüpfen: zum Beispiel einem Elektroschock oder einem Schwall Ammoniak. (Zitat S. 70)


Vor gut drei Jahren habe ich an einem Gewinnspiel teilgenommen und neben einem Kindle, den ich leider nicht wirklich gebrauchen konnte, auch ein kleines Buchpaket gewonnen. Darunter dieser Psychothriller. Der Klappentext hat zumindest bei mir gespaltene Gefühle hervorgerufen. Deswegen habe ich das Buch lange herausgezögert. Zur Zahn-OP habe ich es mir aber auf den Stapel zu lesender Bücher gelegt und immer mal wieder ein Kapitel gelesen. Nun bin ich fertig, und kann euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

FIGUREN
Diane Berg – Psychologin in der Nervenheilanstalt und neu im Ort
Commandant Servaz – Ermittler bei dem Fall
Julian Hirtmann – Serienmörder 

INHALTLICHE FAKTEN
Ort: Frankreich
Zeit: Gegenwart (2000er)

WORUM GEHT ES IM BUCH
Es ist wohl der grausamste Fund, den zwei Arbeiter in den frühen Morgenstunden wohl machen können. Während die Welt im Schneechaos versinkt, müssen sie ihren Job im Wasserkraftwerk nachgehen. Mit der Seilbahn machen sie sich auf den Weg und entdecken auf 2000m Höhe eine Art Schmetterling. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich der schwarze Schmetterling als Pferdekadaver, der so drapiert wurde, dass man ihn als Schmetterling bezeichnen könnte. Wer tut nur so etwas grausames, und vor allen Dingen, wie kann man einen so schweren Tierkadaver nach oben bringen? Commandant Servaz von der Kriminalpolzei übernimmt den Fall. Die Spuren am Tatort enthalten DNA und führen zu dem überaus intelligenten Serienmörder Julian Hirtmann, der nur wenige Kilometer entfernt in einer Anstalt festsitzt. Genauer gesagt ist er im Hochsicherheitstrakt untergebracht und wird mit Stromschlägen therapiert. Zusammen mit der neuen Mitarbeiterin Diane Berg, versucht Servaz genau dieses Rätsel zu lösen, denn eigentlich ist es unmöglich, dass Julian der Täter ist. Es dauert nicht lange bis der Tierkadaver das kleinere Übel ist, denn es folgt eine Mordserie, die makaber und erschütternder nicht sein könnte. Gelingt es den beiden den Täter zu schnappen, bevor noch schlimmeres passiert?

MEINE LESEEINDRÜCKE
„Schwarzer Schmetterling“ ist ein Psychothriller, der eigentlich vielversprechend klingt, sofern man Romane in und um Frankreich mag. Letzteres ist nicht so ganz mein Fall, weil ich die Namen einfach schwer zu merken finde, aber es gibt genügend Bücher, die mich trotz Frankreich begeistern konnten, sodass ich unvoreingenommen mit dem Lesen begonnen habe.

Allerdings habe ich schon recht früh gemerkt, dass das Buch irgendwie auf eine Enttäuschung hinauslaufen wird, wenn nicht irgendetwas gravierendes passiert. Es beginnt damit, dass ich lange brauchte, um mich an die Hauptfiguren zu gewöhnen. Ich persönlich fand sie sehr sachlich beschrieben, und hatte daher Schwierigkeiten mich auf sie einzulassen. Irgendwie war zumindest auf den ersten Seite eine gewisse Distanz. Mit der Zeit nimmt es glücklicherweise ab, und man baut eine kleine Verbindung zu den Figuren auf. Wirklich sympathisch sind sie mir dennoch nicht geworden.

Hinzu kommt der Inhalt, der mich ehrlich gesagt wahnsinnig gemacht hat. Da wird ein Kommissar von der Kriminalpolizei gebeten einen Pferdemord zu lösen. Und ständig die Frage, wie kommt das Pferd denn nun nach oben. Zeitgleich die Szenarien in der Anstalt, wo regelmäßig über Stromschock-Therapien gesprochen wird. Sicherlich gibt es dies wohl noch in Frankreich, aber irgendwie hat mich beides eher geschockt und abgestoßen. Es ist schwer sich auf eine solche Geschichte richtig einzulassen. Mir ist es bis zum Schluss nur zu Teilen gelungen, obwohl nachher noch weitere Morde passieren.

Besonders der Mord mit dem Pferd hat mich echt arg enttäuscht. Zwar wird für den Mord eine halbwegs akzeptable Lösung gefunden, aber mal ehrlich, da hätte man doch definitiv einen etwas logischeren und nicht so Haare sträubenden Mord auswählen können. Man stelle sich einmal vor, dass das tote Pferd am Stahlgerüst der Seilbahn drapiert wurde. Wer ein Pferd schon mal live gesehen hat, weiß wie groß, schwer und ja unhandlich sie sein können. Sicherlich schockt der Autor damit, aber mit einem so drapierten Hund oder einem Menschen wäre es ihm genauso gelungen, ohne das die Leser gleich zu Beginn genervt sind von der Frage, wie ist das nur möglich.

„EIN PFERD?...“ Ungläubig blickte Servaz die anderen an. „Ja. Ein Pferd. Ein etwa einjähriges Vollblut nach allem, was man weiß.“ Servaz wandte sich an Cathy d'Huminières. „Sie haben mich wegen eines Pferdes kommen lassen?“ (Zitat S. 41)

Die Ermittlungen werden mit der Zeit etwas spannender, und so kann man das Buch verfolgen, aber die Art und Weise, wie der Autor ab und an versucht Spannung aufzubauen, ist dann wieder so enttäuschend, dass ich manchmal das Buch aus der Hand legen musste, was bei mir echt selten der Fall ist. Ein anderer Rezensent hat es in einer Szene wunderbar beschrieben, und diese Szene ist ein so gutes Beispiel, dass ich sie auch einmal nutze. Ein Auto, nachts auf einsamer, schneebedeckter Straße im Wald, als plötzlich, wie aus dem Nichts ein anderes Auto hinter dem Wagen auftaucht. Die Angst ist spürbar und man erwartet einen Unfall, einen Angriff oder sonst etwas. Was passiert, das Auto blendet auf. Ja, man kann Spannung definitiv nicht künstlicher aufbauen. 


Alles im allem war ich froh als das Buch beendet war, und kann sagen, dass mein Bauchgefühl vom Buch eher enttäuscht war. Meine Erwartungen an das Buch wurden leider nicht erfüllt. Da gibt es spannendere Psychothriller, auch wenn der Autor wirklich gute Ideen hatte. Ideen alleine reichen jedoch nicht. Zumindest mir nicht

BUCHFAKTEN
Autor: Bernhard Minier
Titel: Schwarzer Schmetterling 
Taschenbuch: 688 Seiten
Verlag: Knaur TB (2. Mai 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426511665
ISBN-13: 978-3426511664
Originaltitel: Glace
Preis: € 9,99
Genre: Psychothriller
Gelesen in: 5 Tagen

Ich bedanke mich noch einmal bei Lovelybooks für das gewonnene Gewinnspiel.

Kommentare

  1. Ohje, gedämpfter Lesespaß und dann so ein Wälzer....

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  2. Schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat. Für mich wäre das Buch auch nichts gewesen. Allerdings ist auch nicht so mein Genre.

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