Der Mann im Heuhaufen / Birgit Hasselbusch

Erst neulich hatten wir einen Streit gehabt, der mir ziemlich an die Nieren gegangen war, auch wenn Kai vermutlich gar nichts davon mitbekommen hatte. Er hatte sich über meine Mutter beschwert, die »kulinarische Niete«, weil sie statt frisch geschlagener immer Sprühsahne servierte. Nachdem er sie zur Genüge beleidigt hatte, wechselte er zu mir.  (Zitat S.7 zum Stil / Figuren)


Hamburg, Liebeskomödie? Als ich diese Kombination bei Blogg Dein Buch entdeckt habe, musste ich sie haben. Als Hamburger Deern liebe ich es, wenn ich mich in meine Heimat begeben darf. Man erkennt so viel wieder, und für mich ist Hamburg einfach die tollste Stadt. Ob es die liebe Birgit genauso geschafft hat mich in sich verliebt zu machen, wie Petra Hülsmann, lest selbst.

'''o0o OPTK o0o'''
Das Cover ist süß und gehört in die Kategorie „ich weiß nicht, ob ich es mir im Laden angesehen hätte“. Es ist nett, aber hat nichts magisches. Ein sinnbildlicher Heuhaufen oder auch ein Zug mit Strohpuppen oder so, das hätte für mich was gehabt. Aber so war es süß, nett, aber kein Blickfang.

'''o0o FIGUREN o0o'''
Charly: Physiotherapeutin, Kein-Haus-Typ, mag Fertig-Essen
Kai: Charlys Partner, leidenschaftlicher Koch, wünscht sich ein Haus
Ines: Beste Freundin, Blumenhändlerin, Mama und verliebt in einen Unbekannten
Unbekannter in der Bahn: Mag Sesambrezeln und sein Friseur heißt Rene

'''o0o INHALTLICHE FAKTEN o0o'''
Ort: Hamburg
Zeit: Gegenwart 2010er
Perspektive: Ich Persepktive von Charly
Alter der Figuren: 18-65

'''o0o WORUM GEHT ES? o0o'''
Charly ist Mitte 30, steht mit beiden Beinen im Leben. Seit 5 Jahren ist sie mit Kai zusammen und eigentlich läuft es gut. Okay, er kritisiert ständig ihre Mutter, mag kein fertiges Essen, möchte am Liebsten Kinder, ein Haus und liebt seine Einkäufe auf dem Markt jeden Samstag, also alles was Charly nicht unbedingt liebt, aber dafür weiß sie, was sie an Kai hat. Alles ändert sich, als er sie statt auf einen Kururlaub zu einem Haus entführt und es ihr als Kaufobjekt vorschlägt. Charly flüchtet kurzer Hand zu einer Freundin nach Berlin. Auf dem Rückweg lernt sie in der Bahn einen hinreißenden Mann kennen. Sie haben den gleichen Humor, lieben Sesambrezeln, zartes Hühnchen und zudem sieht er auch noch total zum Verlieben aus. Als sie sich am Bahnhof trennen, sieht Charly nur, wie er zu einer anderen Frau ins Auto steigt, dessen Kennzeichen HH-TH ist. Aus den Augen aus den Sinn, denkt sie, doch er geht ihr einfach nicht aus den Sinn. Kai hingegen nervt sie nur noch. Ständig erwähnt er das Haus, kocht frische Sachen für sie. Nein, das ist nicht wirklich das, was sie möchte. Kurzer Hand fängt sie an nach dem Unbekannten zu suchen. Außerdem Kennzeichen und seinen kulinarischen Vorlieben weiß sie nur, dass sein Friseur Rene heißt. Wie findet man jedoch einen unbekannten Mann in einer Stadt wie Hamburg? Alleine das Kennzeichen haben über 1000 Leute und Friseure gibt es wie Sand am Meer. Da ist es doch unmöglich ihn zu finden. Charly hält kurzer Hand Kai warm. Erst als er statt mit einem Häuschen mit einer gekauften Wohnung ankommt, wird Charly klar, dass der Unbekannte nur ein Hilfeschrei war. Sie muss sich trennen, auch wenn sie dann alleine dasteht, oder kann sich Kai ändern?

'''o0o WIE HAT ES MIR GEFALLEN? O0o'''
„Der Mann im Heuhaufen“ ist genau diese Art von Lektüre, die ich absolut Liebe. Hamburg, Liebesgeschichte die Happy End verspricht und dazu eine gehörige Portion Charme, Humor und Spaß. Der Klappentext las sich zumindest vielversprechend. Ich hatte die gleiche Hoffnung, mich zu verlieben, wie in „Hummeln in Herzen“ von Petra Hülsmann. Genau deswegen habe ich mich bei Blogg Dein Buch beworben.

Doch leider schafft es Birgit Hasselbusch mich nicht im Ansatz so glücklich zu machen. Das liegt nicht an der Protagonistin, sondern am Aufbau des Buches und vor allen Dingen am Schluss.

Charly ist eine liebenswerte Persönlichkeit, die ich sofort ins Herz schließen konnte. Wer selbst schon einmal mit einem Menschen zusammen war, der irgendwie nett, aber mehr auch nicht ist, der kann sich sofort mit ihr identifizieren. Ich persönlich fand ihre Entscheidungen alle klar nachvollziehbar und konnte mich selbst sogar in manchen Situationen wieder erkennen. Damit ist ihr eine authentische Person gelungen. Gleiches gilt für die mehr oder weniger skurrilen Wegbegleiter. Jeder ist auf seine Art und Weise einzigartig und irgendwo auch liebenswert.

Mit dem Aufbruch nach Berlin und der Rückfahrt beginnt ziemlich früh der Klappentext zu greifen, was ich persönlich immer klasse finde, denn so bleibt sehr viel offen. Doch leider dümpelt die Autorin in diesem Bereich unglaublich lange vor sich hin. Nicht im Zug, sondern eben mit „Kais muss raus“ und ich muss ihn finden. Sie fängt die unterschiedlichsten Dinge an, und bricht nach 2-3  kurzen Durchläufen ab. Manche gute Möglichkeiten lässt sie wegen „Noch Kai“ aus. Nun denkt man sich als Leser natürlich, wie könnte das Buch weitergehen. Es entstehen die wildesten Fantasien, schließlich muss es doch einen Grund haben, dass sich nur die Geschichten um Charly herum entwickeln. Sei es die Suche nach der verschwundenen Schwester oder das kleine Pariser Problem, wie ich es liebevoll genannt habe. Natürlich ist mir bewusst, dass die Suche nach einer Person gerade in einer Großstadt wie Hamburg verdammt langwierig sein kann, aber es fehlt einfach an Zügigkeit. Aus diesem Grund habe ich mir die unterschiedlichsten Ausgänge in Gedanken vorgestellt. Alles Ideen, die darauf basieren, dass das Phantom oft so in den Hintergrund rückt. Da neben Kai noch andere Männer vorkommen, habe ich persönlich wild spekuliert, gerade in Kombination mit Indes heimlichen Dates.

Bedenkt man, dass sich dieses Buch doch mit einer Liebesgeschichte befasst, müsste doch irgendwann dieser Aspekt mehr zur Geltung kommen und damit meine ich nicht die Trennungsgedanken und schmachtenden Träumen rund um Mr. X. Das darf zwar auch vorkommen, aber irgendwann sollte es was fürs Herz geben. Wenn man jedoch auf ca. Seite 250 ankommt, und sich feststellt, dass noch immer nicht viel passiert ist, obwohl das Buch nur 272 hat, dann fragt man sich, ob man das richtige Buch in den Händen hält oder einen Aprilscherz unterliegt.

Vielleicht hätte ein richtig cooler Schluss das Buch noch retten können. Es gibt zwar ein Happy End, so wie es sich gehört, aber es ist keine Granate, die einschlägt. Theoretisch kann man sagen, dass das Buch ja darauf hinausgelaufen ist, aber hätte das nicht gerne etwas ausführlicher, logischer und weitergehender passieren können. Muss das Happy End auf Seite 270 passieren und so haarsträubend sein? Ich war am Ende, hielt das Buch in den Händen und dachte: Was ist das denn bitte? Hatte die Autorin keine Seiten mehr, sind ihr die Ideen ausgegangen oder kann sie keine richtigen Liebesszenen schreiben? Humorvolle Szenen hatte ich ja schon vorher ausgeschlossen. Sie versucht es immer wieder mit witzigen Szenen, aber sie hat mich damit nicht mal zum Schmunzeln gebracht, weil alles so künstlich wirkt. Ein Beispiel: Sie geht zum Elternabend, da Ines nicht kann. Besprochen wird die Klassenfahrt, wo die Eltern später Spionagedienste einteilen, damit sie Kinder von der Fähre in der Jugendherberge beobachten können. Vielleicht im Kern witzig, aber ich leider nicht. 


Alles in allem hat mich das Buch wirklich sehr enttäuscht. Es lässt sich leicht lesen, da es einen fluffigen, leichten Stil hat und auch die Figuren haben zumindest mir gefallen, aber die umwerfende Liebesgeschichte, die ich mir erhofft habe, wurde nicht mal zu 30% erfüllt. Dabei hätte man so viel aus dieser Idee herausholen können.

'''o0o BUCHFAKTEN o0o'''
Autor: Birgit Hasselbusch
Titel: Der Mann im Heuhaufen 
Seiten: 272
ISBN: 978-3-423-26042-8
Erscheinungstermin: März 2015
Preis: € 14,90
Genre: Liebe, Humor
Gelesen in: 2 Tagen

Ich bedanke mich bei DTV für das Rezensionsexemplar.

Kommentare

  1. So unterschiedlich kann das sein. Schon allein die jedem Kapitel vorangestellten Sprüche waren es wert, darüber nachzudenken.

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  2. So ging es mir auch erst gestern bei einem anderen Buch. Es fing so gut an und die Idee war klasse. Aber dann zog es sich in die Länge und irgendwie schien alles so konstruiert. Da dachte ich auch, man hätte mehr daraus machen können.

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