Das Glück liegt auf der Straße / Udo Fehring

Doch der nächste Wirbelsturm, der sich auf dem Atlantik zusammenbraute, schien diese Kategorie mühelos überspringen zu können. Er hier „Sandy“. Mit Anna hatte er schon heftige Diskussionen, warum Hurrikans stets Mädchennamen hatten. Sie argumentierte, dass es in anderen Kontinenten üblich war, die Hurrikans bzw. Tiefdruckgebiete jährlich abwechselnd ein Jahr nach Mädchen zu benennen und ein Jahr nach Jungen.
Sandy war nur noch 250 Meilen von der Ostküste entfernt und hatte sich zu einem Monsterhurrikan entwickelt. Die Meteorologen wollten sich noch immer nicht festlegen, wo der Hurrikan auf Land treffen würde. Der in Frage kommende Abschnitt der Ostküste, auf den man den Auftreffpunkt des Zentrums vorhersagte, war noch 200 Meilen lang und New York lag am nördlichen Ende des Risikogebiets. (Zitat S. 72/73 genehmigt vom Autor)

Dieses Zitat stammt aus dem neusten Werk von Udo Fehring. Ich selbst habe schon zwei seiner Werke gelesen. Seine Werke bestechen ganz klar durch interessante Themen, wie zum Beispiel Netzhautablösung mit Blindheit oder Obdachlosigkeit, jedoch haben sie auch ihre Schwächen, wie Rechtschreibfehler oder schlechte Recherche. Wie es bei dem neuesten Werk aussieht, verrate ich euch nun. Ich kann euch schon einmal vorab verraten, dass der Autor sich wieder große Mühe gibt, das Werk jedoch einige Schwachpunkte habt und sich im gewissen Rahmen trotzdem lohnt.  
 
'''ooo BUCHFAKTEN ooo'''
Autor: Udo Fehring
Titel:  Das Glück liegt auf der Straße
Taschenbuch: 124 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (4. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3738629866
ISBN-13: 978-3738629866
Preis: € 7,50
Genre: Erzählung, Aktuelles, Kulturen
Gelesen in: einer Stunde

'''ooo AUTORENPORTRAIT ooo'''
Udo Fehring ist 1968 geboren und wohnt in Bergisch Gladbach. "Das Glück liegt auf der Strasse"ist sein 5.Werk. (Quelle: Amazon.de)

'''ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo'''
Horacio – Mexikaner, Straßenkehrer, freundlich
Anna – Kellnerin in einer Bar, liebenswert, humorvoll, Vegetarierin

'''ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo'''
Ort: New York, USA ; Mexiko
Zeit: Gegenwart 2010er
Perspektive: Dritte Person

'''ooo INHALT IN EIGENEN WORTEN ooo'''
Horacio ist eigentlich glücklich mit seinem Leben. Er hat eine nette Familie, einen guten Job, und dann flattert seine Kündigung in den Briefkasten. Einsparungsmaßnahmen, wie es im Brief heißt. Für ihn ist klar, dass er in seiner Heimat wenig Chancen hat, und beschließt spontan in die USA auszuwandern. Er besorgt sich die Arbeitserlaubnis, findet einen Traumjob bei der Stadtreinigung in New York und seine Wohnung sieht nach der Renovierung wirklich toll aus. Lichtblick neben seiner Arbeit ist die Kellnerin Anna, für die er anfängt zu schwärmen.  Seine Zeit in den USA wird immer wieder von Kleinigkeiten, wie einer ersten Erkältung oder „Sandy“ getrübt, doch dann erreicht ihn eine der schlechtesten Nachrichten, die ihn nur erreichen könnte, und es beginnt ein Kampf um Leben und Tod. Einziger Halt sind seine neu gewonnenen Freunde und seine geliebte Anna, die ihm stets ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ob er den Wettlauf mit der Zeit gewinnt, müsst ihr aber nachlesen.

'''ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo'''
Udo Fehring ist ein Autor, der sich für interessante, einmalige und wichtige Themen interessiert, und versucht diese verständlich an den Leser zu bringen. Mit seinem neuesten Werk befasst er sich mit dem „Traum von Amerika“, sowie dem Thema Auswandern. In Zeiten der Flüchtlngswellen ist das Thema hoch aktuell und dementsprechend neugierig war ich persönlich, wie der Autor sich mit dem Thema „Neuanfang in einem fremden Land“ befasst, und wie er es umgesetzt hat.

Was sofort ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass die Seiten mit recht großer Schrift geschrieben wurden, sodass man noch mal pauschal 40-50 Seiten abziehen könnte, wäre es in normaler Schrift. Dadurch ist das Buch aber sehr angenehm zu lesen, was natürlich auch ins Gewicht fällt. Das wollte ich gleich vorab erwähnen, damit ihr wisst, was euch erwartet.

Doch wie hat mir der Inhalt, also die Geschichte selbst, gefallen? Es ist mal wieder sehr schwer in Worte zu fassen und der Autor spaltet wie schon bei den Werken vorher meine persönliche Meinung, sodass es mir etwas schwerer gefallen ist, das Buch zu bewerten. Es fängt schon mit dem Protagonisten Horacio an. Er ist nett, sympathisch, freundlich, etwas naiv, aber vor allen Dingen menschlich, und so mit greifbar. Trotz all dieser Adjektive bleibt er mir immer ein Stück fremd, denn dem Autoren gelingt es in meinen Augen nicht eine Verbindung aufzubauen, weil er nur an der Oberfläche kratzt.

Womit wir bei dem Hauptproblem des Buches wären. Nicht nur bei den Figuren, sondern bei der gesamten Umsetzung mangelt es einfach an Tiefe. Damit meine ich, dass sich der Autor nicht mit der Situation in Mexiko oder in den USA wirklich beschäftigt hat. Er wirft ein paar Fakten, wie zum Beispiel Wohnsituationen oder „Sandy“ ein, aber es ist eben eine nicht glücklich gewählte Oberfläche. Es ist schwer zu beschreiben, aber jeder der das Buch liest und einen ähnlichen Geschmack hat, wird sofort wissen was ich meine. Im Grunde ist es so, dass ich schon nach 10 Seiten ein Gefühl hatte, das ich als Schulaufsatz interpretiert habe. Was genau meine ich damit!? Kennt ihr das Gefühl einem roten Faden zu folgen, der aber sehr einfach gehalten ist? Genau das ist es im Grunde, ein dünner Faden, dem es an Verbindungen und Komplexität mangelt. Zum Beispiel lernt man Horacio an einem Tiefpunkt in seinem Leben kennen. Land, Leute, mehr zu seiner Situation wären interessant, aber es werden nur ein paar Fakten genannt und schon geht es in den Wunsch der USA-Auswanderung über. Auch hier mangelt es an Kreativität und Tiefgang. Statt den Vorgang an sich, samt Zeiten beschreibt, eventueller Pleiten oder Hürden ausbaut, denn so leicht ist es mit Sicherheit nicht eine Arbeitserlaubnis samt Job bei der Stadt von New York zu bekommen, klappt alles reibungslos. Gleiches gilt für die Umstellung, die erste Zeit im fremden Land. Es ist alles leicht und ohne wirklichen Tiefgang, so als hätte ich in der Schule damals dieses Thema als Aufsatz gehabt.

Statt sich wirklich auf das Thema „Auswandern“ zu konzentrieren greift der Autor immer wieder neue Themen auf. Probleme wie Krankheiten oder Hurrican. Um diese Idee wirklich gut umzusetzen hätte der Autor deutlich mehr ausholen, beschreiben und Tiefe integrieren müssen. Es ist ja nicht verkehrt, und es lässt sich gut lesen, nur wenn man eben mal selbst zu sich ehrlich ist, dann ist es zumindest bei mir so, dass ich Bücher aus dem Grund lese, um klar Unterhaltung zu finden, aber um auch etwas aus dem Werk mitzunehmen. Gerade bei einer solchen Lektüre muss ich aber ehrlich sagen, hätte ich mir eben mehr zu mitnehmen gewünscht. Einfach weil ich mich fürs Auswandern interessiere und die USA attraktiv sind.

Klar liegt für einige Menschen in den USA das Glück auf der Straße, aber der Weg dorthin ist nie so leicht und gänzlich ohne Steine, wie es der Autor schildert. Es ist ein gut gemeinter Versuch, der sich gut lesen lässt, aber leider ist es in meinen Augen auch nicht mehr, als dieser Versuch. Auch ohne den Versuch am Ende noch etwas Spannung reinzubringen hätte mich das Thema interessiert, aber auf den letzten Seiten noch einmal eine Schocknachricht, die schon im Klappentext angekündigt wird einzubauen, ist einfach zu spät, und kann das Buch leider nicht mehr herumreißen.

FAZIT: Wenn ihr ein Buch sucht, bei dem ihr euch über das Auswandern informieren wollt, oder das Feeling spüren wollt, lasst es. Sucht ihr hingegen eine leichte Lektüre, die unterhält, sehr einfach, jedoch schön geschrieben ist und ohne wirkliche Hindernisse das Leben im Ausland schmackhaft macht, dann kann ich euch das Buch empfehlen. Da das Buch diesmal ohne Recherche-Fehler auskommt und ich mich wie gesagt trotz der Oberflächlichkeit gut unterhalten habe, bekommt das Buch faire drei Sterne von mir.
* Rezi-Ex

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