Granny, ein Mord und ich / Angelika Godau

Tu was, befehle ich mir, während ich unkontrolliert zu zittern
beginne. Los, mach schon! Dummerweise fällt mir in entscheidenden Momenten nie was Gescheites ein. Ich liege weiter da und starre auf die Frau. Was tut die hier? Wie ist sie überhaupt hereingekommen? Meine Synap- sen feuern ins Leere, meine grauen Zellen liefern nicht die kleinste Erklärung. »Lieber Gott, sag mir, was ich tun soll!« »Ich weiß, dass du wach bist«, sagt sie unvermittelt und öffnet die Augen. Ihre Stimme klingt vollkommen ruhig, sogar melodisch. »Wie kann ein junger Mensch dem lieben Gott nur so den Tag stehlen? Faulheit ist aller Laster Anfang! Es ist bereits 6 Uhr, du wirst zu spät zur Kirche kommen!« (Zitat Seite 9)


Lust auf zwei verschiedene Welten die aufeinander prallen? Dann solltet ihr einfach weiterlesen, denn hier prallen zwei wirklich interessante Welten aufeinander. Es ist ein ungewöhnliches Buch, und leider gefällt mir nicht alles, aber vielleicht stört euch meine Kritik weniger und macht euch sogar neugieriger. 


'''ooo BUCHFAKTEN ooo'''
Autor: Angelika Godau
Titel: Granny, ein Mord und ich
Broschiert: 347 Seiten
Verlag: Gmeiner-Verlag; Auflage: 1 (5. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 383921727X
ISBN-13: 978-3839217276
Preis: € 13,99
Genre: Krimi, Historisch
Gelesen in: 8 Stunden

'''ooo AUTORENPORTRAIT ooo'''
Angelika Godau wurde zufällig, wie sie betont, in Bayern geboren, verbrachte aber die ersten zehn Lebensjahre im schönen Detmold. Schon ganz früh entdeckte sie ihr Talent, sich schriftlich auszudrücken. Bereits im zarten Alter von neun Jahren wurde ihr erster Artikel über eine Zirkusprinzessin in der Zeitung veröffentlicht. Kein Wunder, dass sie zuerst einmal Journalistin wurde und für verschiedene Tageszeitungen in Deutschland tätig war. Später studierte sie Psychologie und arbeitete als Therapeutin. Das Schreiben blieb aber ihre heimliche Liebe und nach den Büchern »Wenn Wirbel aus dem Lot geraten« und »Ein Streuner mit Sommersprossen« erscheint nun im Gmeiner-Verlag der erste »Granny-Roman«.  (Quelle: Amazon.de / Angebotsseite des Buches)

'''ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo'''
Luise – Tote Granny, liebenswert, altmodisch
Sabrina – alleinerziehend, Mutter von 2 Kindern, Journalistin
Otto – Kabinettsminister, attraktiv, freundlich

'''ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo'''
Ort: Deutschland
Zeit: 1860er und 2010er

'''ooo INHALT IN EIGENEN WORTEN ooo'''
Sabrina ist als Journalistin tätig und möchte endlich den Durchbruch schaffen. So balanciert sie die Karriere und sorgt für ihre beiden Kindern, denn von ihrem Ex hat sie sich glücklicherweise getrennt. Eigentlich könnte alles schön sein, wäre da nicht dieser wiederkehrende Alptraum, der sie in der Nacht quält. Immer wieder soll sie den Tod eines Kabinettsminister aufklären. Sie hat keine Ahnung was diese Träume bedeuten, bis eines Morgens eine alte Frau in ihrem Schlafzimmer sitzt und sich als Ururgroßmutter vorstellt. Diese war damals in den Kabinettsminister Otto verliebt und mit ihm als dessen Geliebte zusammen. Er starb jedoch sehr mysteriös und sie möchte endlich wissen, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Da sie nun schon viele Jahre tot ist, benötigt sie die Hilfe von der lebenden Sabrina. Am Anfang verwirrt von der Tatsache Geister sehen zu können, beschließt sie ihrer Granny zu helfen, obwohl diese alles andere als wundervoll ist und mit ihren alten Ansichten unglaublich nervtötend ist. Nach und nach erfährt sie die Geschichte und zusammen versuchen sie herauszufinden, was damals am Todestag wirklich passiert ist.

'''ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo'''
„Granny, ein Mord und ich“ ist ein Kriminalroman, der mich persönlich an „Ghost Whisperer“ erinnert und somit eigentlich genau mein Geschmack ist. Es ist eine Mischung aus Kriminalroman, Spannung, Liebesgeschichte, Gegenwart und Vergangenheit. Doch leider hat es die Autorin geschafft mich ehrlich zu schockieren mit ihrer Umsetzung. Wobei ich nicht weiß, ob schockieren der richtige Ausdruck für meine Empfindungen ist. Im Grunde habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben für eine Hauptfigur und sogar ein Stück für meine Generation und damit auch die Autorin geschämt.

Der Grund dafür ist die Umsetzung der Hauptfigur. Mir ist bewusst, dass die Autorin in ihrem Werk versucht die Unterschiede, sowie die Entwicklung der Bevölkerung zu verdeutlichen. Das heißt vor 145 Jahren wurde sich nur an einem Sonntag mal ein Kaffee gegönnt, um 6.00 noch im Bett liegen war schon etwas Besonderes und vieles mehr. Mir ist genauso bewusst, dass sie hierfür eben sehr deutliche Beispiele benutzen möchte, aber es war mir echt unangenehm, wie die Autorin im Grunde uns Frauen Mitte 30 dargestellt hat. Die Aussprache, die sie Sabrina hat zukommen lassen, erinnert mich eher an einen Teenager von 12-14 Jahren oder eine Person, die keine Bildung genossen hat. Stattdessen soll sie jedoch eine Persönlichkeit darstellen die Mitte 30 ist, zwei kleine Kinder hat, Journalistin ist und eigentlich mit beiden Beinen im Leben steht. Ich bin in ihrem Alter habe drei Jungs, einen davon in der Pubertät und als Mutter nimmt man sicherlich den einen oder anderen Ausdruck oder Spruch auf, und nutzt ihn, wie zum Beispiel „Chill mal dein Leben“, wo ich dann auch ab und an merke, dass ich sage „chill mal“. Es sind jedoch nur ein zwei Dinge, und es würde mir nie im Leben einfallen so etwas zu einer erwachsenen Person, einer älteren Dame oder einem Chef zu sagen. Das hat etwas mit Respekt zu tun und auch etwas mit Bildung. Sabrina hingegen lässt dauernd solche Sprüche fallen und das war echt schon übertrieben und manchmal peinlich.

Generell muss ich sagen, dass ich die Gegenwart nicht unbedingt als Highlight des Buches bezeichnen würde. Klar sind die Unterschiede zu damals interessant und manchmal musste ich auch über Granny und ihre Erfahrungen Schmunzeln, aber Highlight ist ganz klar ihre Geschichte. Die Vergangenheit liegt der Autorin und ich habe mich stets gefreut ihre Geschichte verfolgen zu dürfen. Es ist authentisch geschildert, leicht verständlich und die Liebesgeschichte wunderbar zart, natürlich und einzigartig.

Spannung kommt nur minimal aus, aber das war bei diesem Buch nicht anders zu erwarten. Die Grundspannung, durch den Tod des Kabinettsminister ist jedoch Spannung genug, um mich als Leser an das Buch zu fesseln. Obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, dass ich gerne vorher schon mehr über den Tod gewusst hätte. Wie eine Art Prolog, wo der Leser etwas grausames erfährt und das Buch dann auf diese Situation zuläuft. Bei dieser Umsetzung wird sehr auf eine lineare Handlung geachtet, was nicht schlecht ist, aber den Nachteil hat, dass der Mord oder natürliche Tod eben erst recht spät aufgegriffen wird.

Zudem würde ich das Buch nicht als klassischen Kriminalroman bezeichnen, obwohl dieser so bezeichnet wird, sondern eher eine von den typischen Geschichten, wo in der Gegenwart eine Geschichte aufgedeckt oder erzählt wird, die ein Geheimnis mit sich bringt. Leider weiß ich nicht, ob man dafür schon einen Genre-Namen hat, denn mir fällt ehrlich gesagt keiner dazu ein. Darauf hatte ich jedoch auch gehofft, nachdem ich gemerkt habe, dass die Ermittlungsarbeiten nicht unbedingt klassisch sind und es eher an die oben genannte Serie erinnert.

Obwohl mich einiges in der Umsetzung gestört hat, bin ich neugierig, wie es mit diesem Duo weitergeht, denn es soll ja nur der erste Band sein. Ich hoffe jedoch ganz doll, dass die Autorin hier auf eine angemessenere Sprachwahl seitens der Hauptfigur setzt und erkennt, dass das einfach zu überspitzt ist. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden und vielleicht gefällt es ja der Mehrheit, dann werde ich damit auch leben. :)

Fazit: Die Geschichte und der Ansatz sind wirklich schön, zumindest in meinen Augen, wenn es um die Vergangenheit geht.  Die Ausdrucksweise gefällt mir wirklich so gar nicht, seitens Sabrina, aber das müsst ihr einfach selbst entscheiden. Obwohl nicht alles rund ist, hat mich das Buch auf weitere Episoden neugierig gemacht und daher kann ich euch das Buch empfehlen. Zur Sternebewertung: Hier schwankte ich zwischen 3 und 4, aber wenn mich die Ausdrucksweise so wahnsinnig macht, kann ich keine vier vom Bauchgefühl her geben, auch wenn ich mich gut unterhalten gefühlt habe.

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