Eat the World - Hamburg St. Pauli

Ihr wohnt in Hamburg, Berlin oder einer anderen Großstadt in Deutschland? Dann könnte das nachfolgende Event vielleicht etwas für euch sein. In vielen Großstädten gibt es sogenannte Eat the World Touren. Seit 2008 bietet das Unternehmen kulinarisch, kulturelle Stadtführungen, die abseits der Touristenattraktionen Einblicke in bestimmte Stadtteile ermöglicht. 


Zusammen mit einer guten Freundin von mir habe ich eine solche kulinarische Stadtführung in Hamburg besucht. Wer sich für eine Tour interessiert, sollte einmal auf der Homepage des Anbieters gucken, ob seine Stadt schon vertreten ist, und welche Stadtteile eine Tour anbieten. In Hamburg gibt es zum Beispiel schon sechs solcher Touren.
  • Grindel
  • St. Pauli
  • Eppendorf
  • St. Georg
  • Schanzenviertel
  • Ottensen
Auf Grund der hohen Beliebtheit, sollten die Touren rechtzeitig gebucht werden. Wir hatten nämlich wirklich Schwierigkeiten einen Termin zu finden, denn gerade am Wochenende sind die Termine über Wochen ausgebucht oder weisen nur einzelne Restplätze auf. Am Ende haben wir einen Platz für die Tour St. Pauli angemeldet, obwohl uns Grindel, sowie Schanze mehr interessiert hätten. 


Pro Person kostet eine solche Tour 33€. Kinder bis 7 Jahre, sofern sie nicht mitessen sind kostenlos. Die Tour findet bei jedem Wetter statt und es sollte ggf. an einen Regenschirm gedacht werden. Getränke sind nicht inklusive und sollten ebenfalls eingepackt werden. Die Mahlzeiten sind so ausgelegt, dass man im Anschluss ausreichend gesättigt ist und Vegetarier oder Diabetiker sollten vorab Bescheid geben. 

Die St. Pauli Tour beginnt im bunten Wohnviertel und endet mit einem unvergesslichen Ausblick auf den Hamburger Hafen. Rund 3 Stunden dauert die Führung. Während der Tour erwarten euch folgende geheimnisvolle Lokalitäten, die jedoch wegen Urlaubszeiten oder ähnliches manchmal geändert werden.
  • ein kleines verstecktes Café
  • ein Kiez-Imbiss
  • eine familiengeführte Konditorei
  • das erste ayurvedische Restaurant Deutschlands
  • eine kleine Schokoladenmanufaktur
  • ein Nachbarschaftscafé
  • ein ehemaliges Bordell mit der schönsten Aussicht
Bei unserer Tour hatten wir mit dem Wetter wirklich Glück und die Sonne war angenehm, aber nicht brütend heiß. Der Treffpunkt ist direkt Feldstraße vorm "Grünen Jäger" und kann gar nicht verfehlt werden. Spontan habe ich meinen 3jährigen Sohn mitgenommen, der eigentlich nicht viel isst und daher bei mir mitessen sollte. Unser Guide kam pünktlich, wirkte leicht wie eine zerstreute, sympathische Professorin. Im ersten Moment war sie von dem kleinen Begleiter etwas verwirrt, weil er nicht auf der Liste stand, konnte mein Argument, dass er ja unter sieben ist, und höchsten bei mir nascht, nachvollziehen. Nachdem die Anwesenheit überprüft wurde, ging es auch gleich zu unserem ersten Platz, wo wir etwas über die allgemeine Hamburger Geschichte und später in Kombination mit St. Pauli erfahren haben. 

Am Anfang haben wir uns schon etwas unwohl gefühlt, wie Touristen in einer Gruppe herumzustehen. Meiner Freundin fehlte am Anfang der Bezug zu St. Pauli, aber später im Verlauf wurde sehr auf den Stadteil eingegangen. Die einen oder anderen Informationen konnten wir aus der Führung entnehmen und ich muss zugeben, dass ich St.Pauli sonst eher mit Reeperbahn und Rotlichtviertel in Verbindung gebracht habe. Nun kenne ich auch eine andere Seite, die sehr interessant ist.

Zwischen den kulinarischen Standorten sind meist sehr kurze Wege von wenigen hundert Metern. Theoretisch ohne Zwischenhalte benötigt man lediglich 2-3 Minuten, während es mit einem Zwischenhalt manchmal eben 5-15 Minuten gedauert hat. In den Lokalitäten waren wir dann auch noch 10-20 Minuten. Damit möchte ich sagen, dass die Wege recht kurz sind und Kinder die Tour problemlos schaffen können. 

Kommen wir zu den kulinarischen Erlebnissen. Neben den unbekannten Informationen zum Stadteil ist dies besonders beliebt, bei den Leuten gewesen, die schon mehrere Touren hatten. Sie sagen, so entdecken sie neue Geheimtipps, die sie später wieder mit Freunden und Familie besuchen. Und genau das ist es. Wir haben Lokalitäten kennengelernt, die ich trotz 25 Jahren als Hamburger Deern nicht kannte. 

Ich muss aber zugeben, dass ich mir die Tour anders vorgestellt habe. Das hat mehrere kleinere Gründe. Man weiß vorab welche Lokalitäten angesteuert werden. Trotzdem läuft man an vielen Lokalitäten vorbei, wo man viele Gäste an den Tischen sieht, und mal einen neugierigen Blick auf die Teller wirft, der Lust auf einen Halt gemacht hätte. Auch unsere Lokalitäten waren gut besucht, aber ich habe mich gefragt, wie die Tour im Winter abläuft. Zum Beispiel bietet einer eurer Zielpunkte innen nur Platz für 3-4 Leute. Wir haben draußen gespeist, aber im Winter, bei Schnee, stelle ich mir das doch etwas ungünstig vor. Als Feedback vom Veranstalter habe ich folgende Aussage erhalten:Im Winter gibt es angepasste Lokalitäten. Zum Beispiel gibt es Touren mit einer Eisdiele, die im Winter durch einen Bäcker ersetzt wird. So sind auf dieser Tour im Winter Lokalitäten mit ausreichend Platz vorhanden. 
Außerdem fanden wir die Start-Lokalität nicht günstig gewählt. Sie ist kultig, aber die Verköstigung hat uns im ersten Moment zum Lachen, dann zum Kopfschütteln und dann zum Gedanken: Wow, echt kulinarisch, gebracht.


In Einverständnis mit dem Veranstalter darf ich das erste Restaurant kurz vorstellen. Es handelt sich um ein Café namens Pauline. Früher eine Schlachterei und das erkennt man an einigen Stellen noch immer. Oben ist die Wohnung der vorherigen Besitzer und das Wohnzimmer ist noch genau wie damals. Total gemütlich ist das Café und man soll dort super frühstücken können. Ich hätte mir eine Spezialität aus dem Lokal gewünscht. 




Als kulinarisches Highlight haben wir ein mundgerechtes Stück leckeren Nuss-Brownie bekommen und eine vegetarische TK-Frühlingsrolle. Sowohl die Größe als auch die Kombination finde ich weniger gelungen. Dann lieber einen halben, dafür super mega leckeren Brownie, statt TK-Frühlingsrollen. Fettig ohne Dip und irgendwie hat es nichts mit kulinarisch zu tun gehabt, und wirkte auf der Serviette etwas lieblos. Tut mir leid, aber das ist meine Meinung. Für den Start in meinen Augen nicht ideal, egal wie cool die Lokalität ist. Danach geht es weiter zu vielen interessanten Restaurants. Welche möchte ich nicht verraten, aber einen kleinen Einblick in die kulinarischen Highlights geben, denn es gab bei unserer Tour immer wieder Teilnehmer, die dankend das Essen abgelehnt haben. Zum Beispiel gibt es Currywurst, die super schmeckt, aber deren Soße recht scharf ist. Meine Freundin konnte es vom Magen her nicht essen, mein Sohn hat geweint und ich habe noch beim nächsten Halt dieses Brennen im Mund gehabt. Dananch ging es weiter mit einer Salatvariation, deren Tendenz ins saure geht. Meine Freundin hat dies lobenswert mit ihrer Schulverköstigung im Osten verglichen, weil es sie geschmacklich an damals erinnerte. Es waren sehr klassische, eingelegte Salate, die es in  vielen Imbissen gibt. Was an sich nicht schlecht ist, aber was schade ist, wenn gerade das Hähnchen vorab so gelobt wird. Dann würde ich lieber hiervon ein paar Happen verköstigen, um die Gäste damit zu binden. Mehr möchte ich aber nicht verraten, denn danach werden die Verköstigungen wirklich klasse und keiner hat mehr etwas abgelehnt. Es kommt sogar ein Halt, wo es eine richtige Portion mit Nachschlag samt Getränk gibt.

Satt geht ihr raus und es gibt wirklich einige Geheimtipps und coole Hintergrundinformationen, aber ich würde eine andere Reihenfolge empfehlen, denn die ersten Sachen könnten abschrecken, obwohl die Lokalitäten sicherlich einen zweiten Besuch wert sind, denn geschmacklich waren es wirklich kleine Geheimtipps. Laut anderen Teilnehmern soll Grindel und das Schanzenviertel im Übrigen absolut sehenswert sein. Mal gucken, wann und ob wir es in Angriff nehmen, denn ich habe gemerkt, wie wenig ich meine Heimatstadt manchmal kenne.