Ich fand es an dem Tag, an dem meine Mutter beerdigt wurde. Sie hatte es an einem Ort verborgen, von dem sie wusste, dass ich dort nachschauen würde. Es hing an ihrem Lieblingskleid, das ich immer so gern hatte anziehen wollen. (Zitat: Kapitel 1 / Erste Sätze)
Um das was Rose dort findet geht das Buch, welches ich euch nun vorstellen möchte. Das Buch habe ich durch Zufall geschenkt bekommen. Bei einem Weihnachtswichteln habe ich angegeben, dass ich gerne Jugendbücher lese. Mein Wichtel war ein Schatz und hat dieses Buch gewählt. Vom Cover her hatte ich nicht damit gerechnet, dass es mich anspricht, denn es ist total schlicht mit dem Rosa und der leicht goldenen Schrift. Mir fehlt die Tüte als Symbol. Aber nun lasst mich euch verraten, was euch in dem Buch erwartet.
== BUCHFAKTEN ==
Autor: Donna Freitas
Titel: Wie viel Leben passt in eine Tüte
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423782838
ISBN-13: 978-3423782838
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Originaltitel: Survival Kit
Preis: € 8,95
Genre: Liebe, Drama, Familie, Jugend
Gelesen in: 2 Tagen
== FIGUREN ==
Rose – 16, verliert ihre Mutter an Krebs, wird depressiv
Will – Gärtner und Mitschüler, dessen Vater ebenfalls an Krebs gestorben ist
Jim – Bruder von Rose
Chris – Rose Exfreund
Krupa – Beste Freundin von Rose
== INHALTLICHE FAKTEN ==
Ort: USA
Zeit: 2010er
Perspektive: Ich-Perspektive Rose
Alter der Figuren: 16 / 17
== WORUM GEHT ES IN EIGENEN WORTEN ==
Rose ist 16 Jahre alt, als sie ihre Mutter an den Krebs verliert. Für sie bricht die Welt zusammen und sie wird depressiv. Sie verbannt Musik, geht nicht mehr zu den Cheerleadern und ihren Freund Chris kann sie nicht mehr in ihre Nähe lassen. Auch nach drei Monaten ist das Loch unendlich tief. Nicht mal das Survival Kit, eine Tüte mit Dingen, die ihr über den Tod hinweghelfen sollen, kann sie trösten. Trotzdem nimmt sie das Geschenk ihrer Mutter und will zumindest eine Sache erfüllen, denn inzwischen ist sie an einem Punkt, an dem sie merkt, dass es so nicht weitergeht. Als Chris dann auch noch mit ihr Schluss macht, ist dies ihre Ablenkung. Zusammen mit dem Gärtner Will, einem Schulkameraden, pflanzt sie Pfingstrosen in ihren Garten. Doch die Ablenkung ist nur von kurzer Dauer. Als sie ihre Freundin Krupa zu einem Eishockeyspiel begleitet, wird sie zum ersten Mal richtig abgelenkt. Nicht nur vom Spiel selbst, sondern vor allen Dingen von der Nummer 6, Will. Irgendwie hat ihr der Nachmittag mit ihm gefallen, und obwohl sie es nicht wahrhaben will und sich ja gerade erst getrennt hat, verliebt sie sich trotz der Trauer nach und nach in ihn. Krupa, die das natürlich mitbekommt, vermittelt und so verbringen Will und Rose viel Zeit miteinander. Es ist klar, dass auch er sich verliebt hat und irgendwann lassen sich die Gefühle nicht mehr leugnen. Beide werden ein paar. Doch dann ruft das Krankenhaus an. Rose Vater wurde schwer verletzt eingeliefert. Sie bittet Will sie zu begleiten, aber er blockt einfach nur ab, und lässt sie in dieser Situation im Stich. Auch danach meldet er sich nicht. Für Rose bricht erneut die Welt zusammen und sie versteht nicht, warum Will so reagiert. Hat ihre Liebe eine Chance, überlebt ihr Vater?
== MEINE MEINUNG ZUM BUCH ==
„Wie viel Leben passt in eine Tüte“ ist ein außergewöhnliches Jugendbuch, das sich mit der Thematik Liebe, Trauerbewältigung und den Tod eines nahestehenden Menschen befasst.
Der Leser lernt die Hauptfigur Rose kurz nach dem Tod kennen, als diese im Schrank ihrer Mutter ein Survival Paket findet. Dahinter verbirgt sich eine Tüte gefüllt mit Dingen, die Schritt für Schritt zum Loslassen und Bewältigen führen. Entstanden sind die Tüten für Eltern am ersten Schultag, wenn sie ihre Kinder loslassen müssen. Der Tod ihrer Mutter ist für Rose sehr tragisch und der Leser bekommt in der Ich-Perspektive die ganzen Emotionen authentisch, greifbar beschrieben, sodass nicht nur gleich eine Bindung besteht, sondern der Schmerz teilweise zu spüren ist. Ihr ganzes Verhalten hat sich verändert und wer schon einmal getrauert hat, und sei es nur der großen oder ersten Liebe hinterher, der weiß, dass Trauer das eigene Verhalten verändert. Jeder geht anders damit um, aber in meinen Augen ist diese Umsetzung sehr schön gewählt und wird dem Leser gut vermittelt. Neben Rose sind die anderen Charaktere zwar interessant gestaltet, aber eher Randfiguren, die größere Auftritte haben. Chris der sie verlässt, Krupa die ihr hilft oder ihre schrullige Oma. Eine größere Rolle, die ebenfalls liebevoll gestaltet ist, aber nicht so ausgeprägt vermittelt wird, ist die Figur von Will. Seine Trauer ist ebenfalls greifbar und zeigt, dass es einige auch Jahre später noch aufwühlt. Durch alle Figuren entsteht in meinen Augen eine wunderbare Geschichte, die zwar völlig vorhersehbar ist, aber durch ihre Natürlichkeit fesselt.
Der Stil ist detailliert, beschreibend und vermittelt die Emotionen bestens. Mit ihm fliegen die Seiten nur so an einem Vorbei und man wünschte ehrlich, dass das Buch mehr Seiten hätte.
Ich finde die Thematik unglaublich wichtig, auch bei Jugendbüchern, denn Krebs, andere Krankheiten oder ein Unfall können jeden Treffen. Das Buch bietet in meinen Augen eine sehr gute Hilfestellung für alle Altersklassen, wie sie mit dem Tod umzugehen haben. Wer planen kann, kann so zum Beispiel seinen Liebsten eine ähnliche Tüte gestalten. Hat eine gute Freundin einen Verlust erlitten, könnte man als nahestehende Person eine Tüte basteln. Ich persönlich finde diesen Ansatz nämlich sehr gut, weil es Schritt für Schritt hilft die Gefühlt zu verarbeiten und loszulassen.
Es gibt sicherlich einige, die dem Buch zu viel Klischee unterstellen, und das mag in Bezug auf die Figuren auch manchmal zutreffen. Das Cheerleader ist mit dem Star der Schule zusammen und verliebt sich als nächstes in den Star eines anderen Sports. Das hätte man besser lösen können, wie gesagt perfekt ist das Buch nicht in allen Details, aber lässt man dies außen vor und konzentriert sich auf die Gefühle dahinter, dann ist es perfekt. Ich war häufig den Tränen nahe, weil ich einfach weiß, dass es mir ähnlich gehen würde und da meine Mutter recht alt ist, muss ich damit immer rechnen. Dementsprechend hat das Buch bei mir nicht nur starke Gefühle ausgelöst, sondern mir auch einen schönen Weg für eigene Trauerbewältigungen aufgezeigt.
Für mich zählt es ohne Frage mit zu den schönsten Büchern, die ich in diesem Jahr lesen durfte, und kann das Buch trotz seiner Vorhersehbarkeit, dem schlichten Cover und den vorhandenen Klischees wärmstens ans Herz legen. Mich hat das Buch so überzeugt, dass ich hoffe bald weitere Bücher der Autorin lesen zu dürfen. Auch ein dickes Lob an die Übersetzerin, die in meinen Augen alles richtig gemacht hat.
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