Türen ohne Klinken /Harald Poschner

Hinter Gittern...

[Werbung ohne Kooperation]* Wenn ich einen Termin bei meinem Hausarzt habe, dann nehme ich immer ein paar gelesene Bücher mit zum Tauschen. Diesmal habe ich diese nette Biographie gefunden und musste es lesen. 


WAS IST AUF DEM COVER ZU SEHEN?
Es ist schwarz und weiß gehalten und zeigt einen beleuchteten Gang mit vielen Türen. Es passt zum Buch und Titel, wobei ich einen Blick aus dem Fenster auch gut gefunden hätte. 

WO SPIELT DAS BUCH?
Deutschland und kurz Frankreich

WANN SPIELT DAS BUCH?
70er, 80er, 90er

WER SPIELT DIE HAUPTROLLEN?
Harald - Einbrecher, Dieb, Totschläger

WEM WÜRDE ICH DAS BUCH EMPFEHLEN?
Allen, die Biographien lieben und einmal Einblick in die Welt hinter Gittern bekommen möchten.  

WORUM GEHT ES IN DEM BUCH?
Schon als Kind hat Harald es nicht leicht. Seine Eltern leben auf einen Armenhof und es fällt ihm nie leicht sich einzufügen. Schon früh kommt er ins erste Heim. Doch lange hält er es nicht aus. Er flieht und damit beginnt seine Karriere. Weder in Heimen noch im Gefängnis hält er es lange aus. Jede Gelegenheit nutzt er zur Flucht. Um sich über Wasser zu halten und später seine Drogen zu finanzieren bricht er ein, knackt Spielautomaten, klaut Autos. Die Fremdenlegion will ihn nicht und so bleibt er bei dem was er kann. 

WIE GEFÄLLT MIR DAS BUCH?
Eine Biographie zu bewerten, fällt mir immer schwer, denn im Grunde erzählt die Person ihr eigenes Leben und offenbart sich mir als Leser. Ich gebe aber zu, dass ich mir mehr von diesem Werk erhofft habe. 

Ich denke, es gibt nur wenige Menschen, die nicht schon mal was Unrechtes getan haben. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, wie Mundraub oder die 5€, die man auf dem Boden findet. Manchmal ist es was größeres, wie bei Harald. Deswegen fand ich das Buch im Prinzip sehr wichtig. Es gibt Einblicke in das Warum hinter solch größeren Delikten. Außerdem war ich neugierig auf den Alltag im Gefängnis. Es ist mit Sicherheit nicht harmlos und auch nicht so extrem wie in „Orange is the New Black“. Gewisse Einblicke hatte ich vor 13 Jahren, als ich selber zwei bis drei Brieffreunde im Gefängnis hatte. Einen habe ich später sogar getroffen nachdem er entlassen wurde und zufällig in dem Betrieb anfing zu arbeiten, wo ich in der Küche war. Es ist jedoch eine Welt, die komplett fremd ist und der Kontakt brach sehr schnell ab. 

Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive. Es beginnt mit der Kindheit und geht bis in die Gegenwart. Hierbei werden Heime, Fluchtpläne, Haftstrafen und der Alltag sachlich aneinandergereiht. Emotionen hingegen sucht man vergebens. Dadurch bleibt für mich als Leser leider vieles nicht nachvollziehbar. Ich meine, es muss in einem solchen Fall nichts nachvollziehbar sein, denn ein einziger Auslöser reicht oft aus, um einen Menschen zu so einem Verhalten zu verleiten, aber den Angelpunkt liest man nicht heraus. Stattdessen trinkt er die ganze Zeit Alkohol und nimmt plötzlich Tabletten und auf einmal Drogen. Was ich damit sagen möchte: Auch hier gibt es nicht das klare erste Mal, wo deutlich wird, warum er anfängt. Hier wäre die emotionale Schiene besser gewesen. Er sagt zwar später, dass er bei der Gerichtsverhandlung keine Emotionen zeigen wollte, aber davor wären sie im Buch sinnvoll gewesen. So liest sich das Buch leider wie eine Aneinanderreihung von Fakten. An sich nicht schlimm, wenn Harald jedoch angibt, dass er nach „Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo“ ein Buch schreiben wollte, wo der Leser auch begleitet, Emotionen vermittelt bekommt, dann merkt man einen himmelweiten Unterschied. 

KLEINES FAZIT FÜR FAULE
Fakten, Fakten und noch mal Fakten. Statt Emotionen gibt es eine große Anzahl von sachlichen Abläufen, die interessant sind, jedoch vieles auslassen und den Menschen dahinter nicht hervorbringen. Anders umgesetzt hätte das Buch genauso erfolgreich werden können, wie der Wunsch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“

COVERGESTALTUNG💜💜💜💜
ORIGINALITÄT DES INHALTS       💜💜💜💜💜
SCHREIBSTIL💜💜💜
UMSETZUNG DER FIGUREN💜💜💜
SPANNUNG UND TEMPO-
HUMOR-
ROMANTIK-   
GESAMT💙💙💙
*Buch wurde gegen ein anderes Buch getauscht.