Rezension - Das Unrecht

Heute will ich euch ein Buch vorstellen, für das ich sehr lange gebraucht habe. Ein Punkt, der mich sehr verwirrt hat, denn ich liebe diese Autorin. Aber ich will ab dieser Stelle nicht zu viel vorweg nehmen. Lest einfach selbst. 


EIN PAAR FAKTEN
Autor/in:  Ellen Sandberg
Verlag:  Penguin 
Jahr: 2022
Serie: /
Seiten: 416
Preis: 22€
Genre: Thriller

DIE STORY IN EIGENEN WORTEN
1988 versuchte Annett mit ihrer großen Liebe Mischa in den Westen zu fliehen. Doch jemand hatte sie verraten. Sie kam in Stasi-Haft und Mischa wurde noch auf dem Wasser erschossen. Noch immer, wenn sich alles jährt, wird Annett unruhig. Dabei ist sie inzwischen seit 15 Jahren mit Volker verheiratet, hat zwei tolle Kinder. Dennoch muss sie abschließen, dass wird ihr klar. Nur kommen Ungereimtheiten ans Licht und Annett muss ich fragen, was damals wirklich geschah und ob ihre Ehe wirklich so perfekt ist. 

FÜR EUCH ABGECHECKT
Ellen Sandberg steht in meinen Augen für Spannung und einen Hauch Drama. Meist fand ich die Vergangenheit durchweg spannender, aber auch die Gegenwart ließ sich immer gut lesen. Doch hier ist alles anders. 

Es fängt schon mit dem Prolog an, der düster ist und die Frage aufwirft, was passierte da auf dem Wasser?! Doch schnell wird klar, es ist ein See und die Vergangenheit spielte an der Ostsee. Einerseits spannend, aber irgendwie fand ich schon das merkwürdig und ergibt nur Sinn, wenn man den Epilog und das Ende kennt. 

Die Vergangenheit fand ich diesmal sehr zähflüssig. Jugendliche in der DDR mit unterschiedlichen Träumen, dem Kommunismus und jeder Menge Spitzeln. Es geht hier um kein wirkliches Geheimnis, außer die Frage: Wer war der Verräter. Im Grunde hätte dies auch mit einem langen Kapitel oder als längerer Prolog abgehakt werden können. Ich meine, die Treffen, die Absagen, die Essen mit der Familie, die Zeit im Gefängnis. All das spiegelt die DDR wider, aber ist für mich jetzt nicht spannend. 

Und dann ist da die Gegenwart. Ihr Mann zeigt nach und nach sein wahres Gesicht und ich ahnte schon nach den ersten Kapiteln, worauf die Geschichte hinausläuft. Manchmal ist das aber nicht schlimm, wenn der berühmte Weg dorthin lohnenswert ist. Hier war ich aber leider nicht vollends glücklich. Ich meine Annett ist einerseits eine Frau mit beiden Beinen im Leben. Im Verlauf zeigt sie das, denn sie provoziert auf die richtige Art und Weise. Muss zwar einstecken und Rückschläge hinnehmen, aber eigentlich ist sie vorausschauend. Hier hätte ein ausgeklügelter Plan hergemusst, wie sie zwei fliegen mit einer Klappe schlägt. Aus der Falle entfliehen und den Judas hineinstolpern lassen. Und hier hat Frau Sandberg in meinen Augen versagt. Es war so, als hätte sie selbst keine Idee mehr gehabt und auch für eine brutale Notlösung entschieden. Mit einer, die zwar im Prolog ersichtlich ist, aber mich als Leser enttäuscht. Vorsichtig Spoiler. Die vorausschauende und planende Frau, die ihrem Mann eine Falle stellt, geht ohne Schutz zu ihm und vertraut ihn wieder blind? Wenn mich ein Mann verprügelt, mich verfolgt, mich bedroht und meine Reifen aufschlitzt, der einen Menschen auf dem Gewissen hat, der eine lange Affäre hatte und im Grunde schon jahrelang der perfekte Schauspieler war, dem kaufe ich als schlaue Frau nicht ab, dass er sich plötzlich ändert. Sorry, aber das Ende ist einfach nur enttäuschend und eine Notlösung. Sich verkabeln lassen, ihn auf das Tagebuch ansprechen, sein Essen vergiften. All das wäre cool gewesen, aber nicht das. 

MUST READ ODER FLOP? Es ist lesenswert, aber erstens ist die Vergangenheit diesmal einfach zu langatmig, weil sie zu langweilig ist. Das könnte die gute, spannende Gegenwart retten, wäre da nicht der hilflose Schluss, der alles ruiniert. 


BEWERTUNG 
 COVER  💜💜💜💜💜
 GRUNDIDEE  💜💜💜💜💜
 FIGUREN 💜💜💜💜
 TEMPO 💜💜💜
 EMOTIONEN 💜💜💜💜
 SCHREIBSTIL 💜💜💜💜💜
 SPANNUNG  💜💜💜💜
 FESSELT BIS ZUM SCHLUSS 💜💜💜💜
 GESAMT 💙💙💙


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