Rezension - Das kleine Waldcafé der Träume

Rezension - Das kleine Waldcafé der Träume  - Liebesgeschichte meets Umweltschutz  

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Heute möchte ich euch Johanna vorstellen. Sie hat alles, was sie sich gewünscht hat - ein kleines Café am Waldrand von Frankfurt. Den Stress kompensiert sie mit Besuchen im Wald. Doch dann trifft sie auf eine Mahnwache, denn was ihr als Anwohnerin niemand gesagt hat: Der Wald wird abgerissen und es sollen Luxuswohnungen entstehen. Architekt des Projektes ist Charles, den sie im Wald getroffen hat. Er sieht gut aus, aber gehört zur feindlichen Fraktion, denn für Johanna ist klar, sie wird kämpfen mit den Aktivisten zusammen. Zumindest wird sie ihren Teil dazu beitragen, um ihren Traum vom Waldcafé weiterleben zu dürfen. Ob ihr das aber gelingt, schließlich ist Wohnraum überall knapp. 



ERSTMAL EIN PAAR LANGWEILIGE FAKTEN
Autor/in: Lena Hofmeister 
Verlag: HarperCollins 
Jahr: 2023
Serie: /
Seiten: 319
Preislich: 12,00
Genre: Liebe, Umweltschutz 

INHALTLICHE FAKTEN
Schauplatz: Frankfurt 
Zeit: Gegenwart 
Wichtige Figuren: Charles, Silke, Johanna 
Perspektive: dritte Person 

FÜR EUCH ABGECHECKT
Auf das Buch bin ich durch zwei Dinge aufmerksam geworden. Den Titel und den Klappentext. Das Cover ist zwar nett, aber gehört jetzt nicht zu meinen Highlights. 

Angefangen war jedoch schnell klar, dass meine Erwartungen an das Buch nicht mit dem Inhalt übereinstimmten. Das größte Problem war wirklich der Klappentext, der einen vollkommen anderen Inhalt verspricht. Ich habe einen heißen Architekten, typisch lustige Liebesgeschichte mit Happy End und einem kleinen Drama erwartet. Dazu eine entspannende Kulisse. In der Theorie stimmt dies natürlich auch. Nur ist mir das in der Praxis einfach zu wenig. Aber der Reihe nach, damit ihr selbst entscheiden könnt.

Bei mir war tatsächlich von Anfang an der Wurm drin, dabei hat das Buch viele positive Aspekte. Die Figuren sind wirklich nett. Ich finde Charles authentisch mit seiner Vergangenheit, mag seine Schwester, den japanischen Kunden, finde Silke spannend und mag Johanna. Sie ist manchmal leicht chaotisch, vergisst Dinge, will zu viel auf einmal, aber sie macht das, was sie liebt und steht dazu. Der Stil ist leicht, die Kapitel haben eine tolle Länge, das Tempo ist angemessen. 

Dennoch hatte ich von Anfang meine Probleme mit der Geschichte.Mein anfängliches Problem bestand aus der Logik. Nicht falsch, aber es schwächelte in einigen Bereichen. Im Grunde ist es schon direkt die Tatsache, wie Johanna in den Wald kommt, aber auch das Café selbst. Johanna wird als Mensch beschrieben, der in keinem Büro arbeiten will und die Natur liebt. Sie hat sich extra ein Café am Waldrand ausgesucht. Stehe ich auf den Schlauch, oder gehe ich dann nicht öfter auch in den Wald? Nach Feierabend eine kleine Runde spazieren oder einfach auf eine Bank setzen und von dort mit Blick auf den Wald arbeiten. Mein Büro habe ich deshalb auch mit Gartenblick, weil es entspannender ist auch für die Augen. Nach fünf Jahren und der Diagnose Schwindel ausgelöst vom Stress geht sie zum ersten Mal in den Wald? Es ist für mich nicht stimmig. Auch das Lokal ist für mich nicht rund. Wahrscheinlich, weil ich aus der Gastronomie  komme. Es ist ein Waldlokal - und sie wünscht sich mehr Platz für ein Schild und Stühle vor dem Lokal, weil es an einer Straße ist und kaum Platz für Fußgänger ist. Bei Waldcafé hab ich eigentlich immer ein Bild von Waldweg oder am Rand mit großen Parkplatz - Basis für Spaziergänge im Kopf. Eins der Probleme, weshalb das Café bei mir auch kein Bild im Kopf ausgelöst hat. Dazu kommt die Tatsache: Welches Waldcafé macht am Sonntag zu?  Sonntags gehen doch die Leute in den Wald um sich zu erholen von der Woche. Zumindest bei uns ist es sonntags viel voller im Wald. Und der Ablauf im Restaurant. Einer bedient, der andere macht die Bestellungen fertig. Ist viel in der Küche, kann die Person, die bedient auch fix nebenbei einen Kaffee fertig machen. In der Regel ein oder zwei Knopfdrücke. Bei einem Lokal, wo es nur Frühstück, Sandwiches, Kaffee, Getränke und später Rohkost gibt, ist nicht so viel viel zu tun, da man vieles ja vorbereitet für die Stoßzeiten. Sandwich mit viel Extras am Flughafen frisch zubereitet, hat mich komplett 1-2 Minuten gekostet. Nun gut, kommen wir weg vom Café, das für mich vielleicht weniger rund ist, als für andere.
Irgendwann geht sie in den Wald, baut Klangkonstruktionen und erfährt zum ersten Mal von den Plänen der Wohnsiedlung. Werden Eigentümer nicht informiert? Bei uns sollte mal das Feld hinter dem Haus aufgekauft und zu Baugrund umgewandelt werden. Dazu sollte unser Privatweg keine Sackgasse mehr sein, sondern verlängert werden. Die ganze Straße und auch das Wohngebiet auf der anderen Seite wurde dazu befragt und informiert. Selbst wenn nicht, bekommt man so was nicht mit über Zeitungen, Schilder ... So was wird immer groß angekündigt und die Mahnwache hat es ja auch mitbekommen, aber sie als Eigentümerin nicht. Ihr seht es sind kleinere Schwächen, die mir unter anderen Umständen nicht so aufs Lesegemüt geschlagen wären, wenn das Buch eine tolle Liebesgeschichte gehabt hätte.

Und hier lag mein Hauptproblem. Es gibt keine tolle Liebesgeschichte. Achtung ab jetzt Spoiler. Sie trifft ihn im Wald, weiß nicht, was er vorhat und später treffen sie sich immer mal wieder. Beide haben sich direkt auf den ersten Blick im Wald verliebt, haben schon nach einer kleinen Auseinandersetzung ein Date, einen weiteren Streit und am Ende kommt alles gut. Seicht, vorhersehbar - was okay ist - aber leider total nebensächlich und ohne jegliches Prickeln. Eigentlich hat diese Liebesgeschichte keinerlei Emotionen ausgelöst. Warum? Sie ist wirklich nebensächlich. Die Liebesgeschichte, um es mal grob auszudrücken, hätte auf 40-50 Seiten gepasst. Ab und an sehen sie sich, schreiben, gehen essen. Der Fokus der Geschichte liegt nämlich ganz woanders. Nämlich, ihr ahnt es schon, Klimaschutz. Mahnwachen,  Kunstwerke, Baumhäuser, Planungen der Aktivisten mit Codenamen wie Kohlrabi, Verhaftungen, Protesten. Es ist interessant mal Einblicke zu bekommen, abseits der Medien, aber mir war das einfach zu detailliert. Zumal solche Aktionen zwar Aufmerksam bringen, aber nicht den gewünschten Erfolg. Den bringen solch durchdachte Sachen, wie Johanna später anregt. 

Mir war das einfach zu viel, da durch diesen Teil die Liebesgeschichte, aber auch das Café einfach zu sehr litt.

LESETIPP FÜR??? Leute, die sich für Klimaschutz interessieren und gerne einen Blick hinter die Kulissen von Mahnwachen und Aktionen werfen möchten. Es ist anschaulich, erklärt das Handeln der Menschen sehr gut und macht vieles deutlich, was die Zeitungen eben nicht zeigen. Wer aber einen Liebesroman erwartet, der sollte ein anderes Buch auswählen, denn die kommt hier einfach zu kurz. Alles abseits des Klimaschutzes ist nämlich eher schwächelnd und blass. 


BEWERTUNG 
 COVER 💜💜💜💜
 GRUNDIDEE 💜💜💜
 FIGUREN💜💜💜💜
 TEMPO💜💜💜💜
 EMOTIONEN💜💜
 SCHREIBSTIL💜💜💜💜
 SPANNUNG💜
 LESESPASS💜
 GESAMT💖


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