Annette Weber - Im Chat war er noch so süß

 ===Buchdaten===


Autor: Annette Weber
Titel: Im Chat war er noch so süß
Verlag: K.L.A.R
Erschienen: 2006
ISBN-13: 9783834600653
Seiten: 94
Einband: TB
Kosten: 6,90€
Serie: -

===Eigene Inhaltsangabe===
Sarah ist 14 Jahre alt. Ihre Eltern fahren in Urlaub, ihr Bruder verliebt sich in ihre beste Freundin. Ihre allerbeste Freundin schnappt sich Sarahs heimliche große Liebe. Für Sarah sind die Sommerferien alles andere als rosig. Über einen guten Freund kommt sie zum Chatten und lernt „Sonnenkönig“ kennen. Er ist charmant, sieht nett aus und versteht sie. Ungereimtheiten werden ausgeblendet und als das erste Treffen auch noch wunderschön ist, wird sie total leichtsinnig.



===Meine Meinung===
Die Thematik ist sehr wichtig. Gerade heutzutage ist das Internet ein großes Medium um viele zu erreichen, zum Recherchieren oder Leute kennenzulernen. Es gibt kaum noch Personen, die nicht einmal in ihrem Leben gechattet haben. Ich selbst habe zu genüge Erfahrungen in Chats oder auf Single-Seiten gesammelt. Es ist nicht alles Gold was glänzt, daher ist es wichtig gerade Mädchen früh aufzuklären.
Das Cover mit der verschwommenen Tastatur passt gut zu dem Titel, denn das Internet ist auch nicht immer klar und deutlich.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt mit einer kleinen Einführung von Sarah. Sie versucht dem Leser deutlich zu machen, dass sie intelligent ist und weiß, dass sie Fehler gemacht hat, die sie normalerweise sogar gesehen hätte, wäre sie nicht so verliebt gewesen. Sie will zeigen, dass es jeden treffen kann, egal wie aufgeklärt die Person ist. Diesen Ansatz finde ich sehr wichtig und gut gewählt, sonst könnte man immer sagen, ich wäre nicht so dumm. Nur gerade das kann keiner behaupten.

Nun wird ein kleines Gerüst aufgebaut. Ich durfte Sarah und ihre verzwickte Situation kennenlernen. Für jeden Leser ist danach verständlich, wie einsam sie sich fühlt, warum sie in den Chat geht und trotz aller Vernunft und Aufklärung, ihre Bedenken vergisst. Die ersten Minuten im Chat zeigen auf, wie begehrt junge Mädchen sind, das einige Seiten unübersichtlich sind, andere über einen Privatchat verfügen und man genug Leute kennenlernen kann. Sie geht auch darauf ein, dass die Personen im Chat in der Regel nicht die sind, für die sie sich ausgehen. Pädophile, Lügner sind häufig vertreten. Am Anfang ist sie noch mehr als vorsichtig und sagt sich immer, dass er total schleimt und übertreibt. Trotzdem freut sie sich so über die ungekannte Aufmerksamkeit, dass sie leichtsinniger wird und ihm sogar ein Foto schickt. Zwar ist sie nicht besser, da sie das einer Freundin nimmt, einen falschen Namen angibt, aber dadurch wird gezeigt, wie leicht Lügen entstehen. Das kurz darauf ein geisteskranker ihre Freundin, dessen Identität sie verwendet hat, belästigt, nimmt sie zwar deutlich wahr, kann aber eins und eins nicht zusammen zählen. Im Gegenteil. Statt noch vorsichtiger und abgeschreckter zu sein, trifft sie ihren Traummann und macht alles falsch. Von der Theorie genau das, was wirklich passieren kann. Leichtsinnig in das Auto steigen, zu einem völlig unbekannten Ort fahren. Bis zu dem Punkt ein komplett nachvollziehbarer Jugendroman. Doch der Schluss hat mich arg enttäuscht und nur den Kopf schütteln lassen. Abfüllen und zu einer einsamen Stelle abschleppen, ist noch logisch. Das dann der Perverse von ihrer Freundin dahintersteckt, den anderen Mann gekauft hat, um so an sie zu kommen. Sorry, aber das war mir eine Nummer zu absurd. Das Buch soll doch aufklären und abschrecken. Da sollte es real klingen und nicht ein so seltenes Beispiel wählen. Ich selber habe so viele Dates über das Internet gehabt. Die Naivität kann ich daher auch gut nachvollziehen, wenn man sich ein Wunschbild aufbaut. Älter, falsches Foto, falsche Angaben, verheiratet, nur auf Sex aus und vieles mehr. Ich kenne das aus eigener Erfahrung und weiß, wie schwer es ist, eine Lüge wirklich wahrzunehmen und wie ungern man auf Unstimmigkeiten achten will. Gerade in den Anfängen fehlt der Weitblick. Der kommt erst mit der Erfahrung.
Die Thematik ist sehr kurz gehalten und hätte komplett ausgebaut werden müssen. Einmal versetzt werden, dann die schlechte Erfahrung, aber auch das Aufzeigen, dass es ehrliche Chatter und das Finden der Liebe dort gibt, hätte eingebaut werden müssen. Zwar schreckt es ab, aber durch das schlecht gewählte Beispiel, denkt sich jeder, mir kann so was nicht passieren. Das Beispiel, sie wird beim zweiten Date abgeschleppt und dann von ihm in der Wohnung eingesperrt und von ihm vergewaltigt oder kann vor der Vergewaltigung durch einen Zufall fliehen, wäre besser gewesen, als der böse zweite Mann.
Der Stil ist sehr jugendlich und wir die jungen Leser sicherlich ansprechen. Gerade da Sarah aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt. Das Buch eignet sich für den Unterricht Klasse 7-10 wie angegeben wurde. Vom Alter her passt diese Angabe, aber vom Stil her würde ich es nur Klasse 6-7 empfehlen. Es hat wenig Seiten, ist sehr groß geschrieben und zeigt nur eine Perspektive und zwar die der totalen Abschreckung. Zwar bietet das dann ein gutes Diskussionsthema, aber keinen langen Lesestoff. Ich persönlich hatte das Buch nach 45 Minuten durchgelesen. Nach 4-5 Schulstunden ist damit das Buch durchgearbeitet. Aus meiner Schulzeit weiß ich aber, das man meist fast einen Monat für ein gutes Buch braucht.

Empfehlen kann ich das Buch als Einstieg, als kurze Aufklärung und Information. Eltern können dem Kind zeigen, was passieren kann, sollten aber definitiv mit ihm darüber reden. Ohne ein Gespräch bringt das Buch in meinen Augen nicht viel. Sonst schreckt es nur ab oder zieht die Gefahr ins Lächerliche.


===Bewertung===
Die Idee ist gut, die Umsetzung wohl eher eine Frage des Geschmacks. Mich hat es nicht ganz überzeugt. Daher gibt es lediglich drei Sterne.

FRAGE AN EUCH: Hattet ihr schon mal ein Internet-Date?



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