Burkowski, Ursula: Draußen!


==Mein Leben nach dem Horror-Kinderheim==



Wenn sie es mißhandelt oder vernachlässigt zum Beispiel; für das Jugendamt gibt es viele Gründe. Ich habe von alledem nichts getan. Meine Schuld liegt nur darin, daß ich nach dem Gesetz noch keine Mutter sein darf. Ich bin noch nicht 18 Jahre alt und bin nicht mündig. Die Natur hat da wohl einen Fehler gemacht, als sie die Menschen nicht wie im Gesetz vorgesehen erst mit der Volljährigkeit auch zeugungs- und empfängnisbereit machte. Jetzt ist mein Kind weg. Nicht weit von mir, nein, darauf haben die Behörden geachtet, aber trotzdem für mich unerreichbar: in einem Kinderheim, in dem ich zuvor 14 Jahre lebte. Rückkehr ins Heim (ZITAT S. 7)


Nachdem ich schon das Werk „Weinen in der Dunkelheit“ gelesen hatte, wollte ich auch wissen, wie es weiter geht. Da ich den Doppelband zu Hause im Regal stehen hatte, war es selbstverständlich, dass ich die Fortsetzung ebenfalls lesen würde, auch wenn mir das erste Buch nicht gänzlich gefallen hat. Nun möchte ich euch meine Leseerfahrungen nicht vorenthalten.
 

===Buchdaten===
Autor: Ursula Burkowski
Titel: Draußen!
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 1995
ISBN-10: 3404612493
ISBN-13: 9783404612499
Seiten: 347
Kosten: ab 3,00€
Serie: Bastei Lübbe Erfahrungen 
   

===Zitierter Klappentext===
Nach Jahren unsäglichen Leidens in Heimen der ehemaligen DDR wird Ursula Burkowski endlich mit ihrem kleinen Sohn Timo in die Welt entlassen. Eine düstere Ostberliner Hinterhofwohnung wird ihre erste Zuflucht. Doch schon bald muss sie ihren Sohn zur Großmutter geben. Liebevoll nimmt diese den Kleinen auf. Um so größer ist Ursulas Schock, als sie erfährt, daß die Oma heimlich das Sorgerecht für Timo beantragt ..

===Was vorher geschah===
Als die zweijährige Ursula Burkowski und ihre Geschwister im Winter 1953 von ihrem Großvater gefunden werden, ist ihre Mutter schon eine Woche verschwunden. Sie hat sich aus Ostberlin in den Westen abgesetzt. Die Kinder sind halbverhungert, die Haare der Jüngsten an den Gitterstäben des Kinderbettchens festgefroren.Ursula wird in das Kinderheim Königsheide eingewiesen, eine Vorzeigeanstalt der DDR. Hier erfährt sie die Einsamkeit der Gruppenerziehung: Stubenappelle und Stubenarrest, Politdrill und Fähnchenschwenken bei Staatsfeiern, homosexuelle Praktiken eines Erziehers und die Schwangeschaft einer dreizehnjährigen Freundin. Sie lernt früh, daß von Erwachsenen nicht viel zu erwarten ist, und sie lernt, sich zu wehren ...

===Meine Meinung===
Draußen!“ ist die Fortsetzung von „Weinen in der Dunkelheit“. In dem ersten Teil begleitete der Leser die junge Ursula durch ihre Kindheit, die sie in einem Heim verbracht hat. Das Buch endet mit der Geburt ihres Sohnes. Genau an diesem Punkt setzt die Fortsetzung an. Timo ist inzwischen im Heim, bis seine Mutter 18 Jahre alt ist, über eine Wohnung und ein Kinderbett verfügt. Der 18te Geburtstag kommt, aber so leicht, wie es sich Ursula vorgestellt hat, ist es nicht, wenn man „draußen“ ist. Wie sie ihr Leben außerhalb des Heims meistert, was sie in den ersten Jahren erlebt, und wie es mit ihrem Sohn weitergeht, erfährt der Leser in der Fortsetzung.

Das Buch setzt wirklich genau dort an, wo der erste Band aufhört. Als Leser kann man gar nicht verstehen, das eine Mutter so von ihrem Kind abgeschirmt wird. Mit dieser schockierenden Einleitung hatte mich die Autorin doch gepackt. Man fühlt sofort mit ihr und fragt sich, wie ein Land so etwas zulassen kann. Leider ist es mit diesem Aufhänger auch schon wieder getan.
Binnen weniger Seiten kommt die Autorin in ihren gewohnten Tagebuchstil-Trott hinein und setzt auf absolute Naivität. Alle paar Seiten kann der Leser nur den Kopf schütteln. Nach rund 100 Seiten hatte ich einfach die Nase voll. Dieses Leben danach ist definitiv bewegender, als ihr Leben im Heim und das Leben „außerhalb“ ist immer schwer. Das sieht kennt man vielleicht aus seinem eigenen Leben, wenn man von der Schule plötzlich ins Berufsleben oder ins Studium kommt und nun nicht alles vorgekaut bekommt, sondern eigenständig handeln muss. Andere Frauen bekommen unter noch härteren Voraussetzungen ein Kind, und wachsen mit der Herausforderung. Ursula wirkt auch nach einigen Monaten mit ihrem Sohn völlig kindlich. So macht das Lesen gar keinen Spaß. Immer wieder kommt man ins Kopfschütteln. Zwischendurch geht sie wie gewohnt auf uninteressante Situationen ein. Auch hier fehlen wieder Bilder, sodass alles etwas blass wirkt. Mit jeder neuen Seite wird mir die Person Ursula Burkowski immer unsympathischer.
Bei diesem Buch muss ich zum ersten Mal in den letzten Monaten zugeben, dass ich es abgebrochen habe. Die Autorin versucht mit ihrem Schicksal nur Geld zu machen. Wer wirklich ein ernsthaftes Schicksalsbuch lesen will, sollte um dieses Buch einen großen Bogen machen.

===Bewertung===
Langatmig, Naiv und kindlich erzählt Ursula ihre Lebensgeschichte nach der Geburt ihres Sohnes weiter. Für mich ein Buch, dass sich alles andere als lohnt. Da ich es abgebrochen habe, gibt es nur einen Stern.

Pro: Setzt perfekt an den ersten Teil an
Contra: Stil, Inhalt
Empfehlung: Nein



Kommentare

  1. Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Diese Frau würde im Heim, in einer Diktatur groß. Was soll sie denn für Erfahrung als Mutter oder Mensch haben? Sie hat das gut beschrieben, das von den Erwachsenen NICHTS zu erwarten ist. Wenn ein Mensch zu so einer Erkenntnis kommt, dann spricht da ein gebrochenes Kind, das von Bindung und Liebe überhaupt keine Ahnung oder Vorstellung hat. Sie schreiben aus einer sehr privilegierten Haltung!

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    1. Da muss ich dich enttäuschen. Bestes Beispiel ist meine Mutter. Zweiter Weltkrieg, eine Mutter die sie immer abgeschoben haben, mit dem eingenässten Bettlaken drei Stunden in der prallen Sonne stehen (über dem Kopf)… vergewaltigung durch einen russischen soldaten. Sie war genauso kaputt. Der Weg dahin anders, aber genauso kaputt. Und trotzdem hat. Mit 18 war sie schwanger und auf sich allein gestellt, da ihr Mann ein … war. In den Westen geflüchtet, bevor es noch schlimmer wurde. Sie war nie perfekt, hat ihre Ängste alle auf die Kinder projiziert, sich versucht das Leben eine Woche vor meinem 11. Geburtstag. Also kann man auch ohne dieses Wissen, die Liebe von Eltern alles besser machen. Nicht perfekt, aber besser als man es selbst hatte, denn man weiß genau, was man sich als Kind gewünscht hätte. 😉 und was hat nichts mit einer Privilegierten Haltung zu tun. Und meine Mutter ist der naivste Mensch, den ich so kenne. Die bis heute alles tut für ein bisschen liebe, aber gar nicht fähig ist, diese wirklich anzunehmen. Das erste Buch okay, aber das hier war nur noch mal Geldmacherei. Und das sage ich als Leserin, Autorin und Kind einer verkorksten Mutter samt cholerischen Vater.

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