Liebe zum Nachtisch / Victoria Seifried [Rezension]

Doch ist es das, was ich wirklich verdiene? Nicht angerufen zu werden? Sitzen gelassen zu werden wegen einer Schwester? Von einem Rainer?  Oder spielt mir meine Wahrnehmung mal wieder einen Streich, und ich fühle mich zu Unrecht vernachlässigt? (Zitat S. 19)





Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, welches ich als Rezensionsexemplar angeboten bekommen habe. Falls ihr genauso gerne mal einen heiteren Liebesroman lest, dann solltet ihr jetzt einfach mal weiterlesen, vielleicht ist der Roman „Liebe zum Nachtisch“ auch etwas für euch. Bei mir war es das erste Buch seit langen, dass ich in der Tat an einem Tag verschlungen habe, obwohl es recht viele Seiten hat.

== BUCHFAKTEN ==
Autor: Victoria Seifried
Titel:  Liebe zum Nachtisch
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (10. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453418220
ISBN-13: 978-3453418226
Preis: € 8,99
Genre: Liebe, Humor
Gelesen in: 1 Tag

== AUTORENPORTRAIT ==
Victoria-Louise Seifried wurde 1987 in Berlin geboren. Seit 2007 schreibt sie Gedichte und Kurzgeschichten, die sie auf Poetry Slams, Stand-up-Comedy-Bühnen und bei unterschiedlichen Kulturprojekten vorträgt. Sie hat Psychologie studiert und Psychologische Diagnostik an der Universität Potsdam unterrichtet. Am Street College, einem sozialen Projekt des Gangway e.V. in Berlin, ist sie außerdem als Lehrerin tätig und unterstützt Jugendliche beim Erlangen ihres Hauptschulabschlusses. Liebe zum Nachtisch ist ihr erster Roman.
(Quelle: Amazon.de)


== DAS COVER ==
Ich liebe rosa und dementsprechend auch dieses rosa Cover. Ein Herzkuchen ist klasse, nur die Erdbeeren in Aufkleberform stechen eben etwas hervor.

== FIGUREN ==
Helena – Mitte Zwanzig, sehr unselbstständig, unglücklich in der Beziehung, studiert für ihren Paps
Rainer – Egoist, seine Zwillingsschwester ist ihm heilig und die wichtigste Person
Jeffrey – attraktiv, witzig, ein guter Zuhörer
Daniel – DJ und arbeitet bei einem Radiosender in NY
Rachel – Moderatorin in NY
Friederike – Beste Freundin von Helena
Pirmin - Schildkröte

== INHALTLICHE FAKTEN ==
Ort: Berlin / New York
Zeit: Gegenwart 2010er
Perspektive: Ich-Perspektive
Alter der Figuren:  Mitte 20

== WORUM GEHT ES IN EIGENEN WORTEN ==
Helena ist alles andere als glücklich. Sie studiert für ihren Vater Zahnmedizin, obwohl sie es eigentlich nicht mag, und ihr Freund Rainer, mit dem sie schon zwei Jahre zusammen ist, behandelt sie wie Dreck. Sie muss durch die Hintertür gehen, für ihn einkaufen und sobald seine Zwillingsschwester kommt, meldet er sich wochenlang gar nicht. An einem solchen Abend beschließt sie ihre beste Freundin Friederike in einer Kneipe aufzusuchen und mit zu feiern. Wer zur Hölle ist Rainer. Und genau an diesem Abend lernt sie Jeffrey kennen, er ihr schon in der Bar auffällt und sie später am Bus anspricht. Zusammen gehen sie durch Berlin haben jede Menge Spaß und als sie sich am nächsten Tag wieder treffen gibt es wunderbaren aufregenden Sex. Helena ist eigentlich nicht der Typ fürs Fremdgehen und One Night Stands, aber Jeffrey ist etwas Besonderes und daher ist es richtig schlimm, dass er nach New York geht. Während sie grübelt, ob sie sich trennen soll und ihren Shopping-Frust im Schrank verstaut, fällt dieser auf sie und zerstört damit das geliebte Handy. Jeffrey kann sie also nicht mehr erreichen und Rainer bringt nur blöde Sprüche und ist genervt von ihr. Spontan trennt sie sich von ihm und beschließt Jeffrey nachzureisen. Nur war sie noch nie woanders und New York ist nicht so klein, wie sie anfangs gedacht hat. Unerwartet bekommt sie von Rachel, die eigentlich Rosi heißt und Moderatorin beim angesagtesten Radiosender von New York ist Hilfe. Außerdem ist auch immer Daniel da, ein Arbeitskollege von Rachel, der eigentlich total witzig ist, wäre da nicht Jeffrey und die Tatsache, dass Rachel auf ihn steht. Mit ihrem Aufruf übers Radio tritt sie eine Lawine los, mit der sie nicht gerechnet hätte. Ob Helena ihren Jeffrey findet, müsst ihr jedoch nun selbst lesen.

== MEINE MEINUNG ZUM BUCH ==
„Liebe zum Nachtisch“ ist ein klassischer Liebesroman. Also schön kitschig, trivial vorhersehbar, Happy End und natürlich viele Irrwege und Stolperfallen. Wer so etwas sucht, und nichts gegen diese Dinge hat, der sollte weiterlesen oder auch nicht, denn ein Paar Spoiler gibt es schon, was zwischendurch passiert.

Umsetzungen solcher Art gibt es viele und die meisten Bücher lassen sich gut lesen, aber es gibt nur wenige Ausnahmen, wo ich restlos begeistert bin, wie ich es zum Beispiel bei Petra Hülsmann und ihre Werken bin. Victoria Seilfried gehört mit ihrem vorliegenden Debüt definitiv dazu.

Zwar hat das Buch einige Schwächen, die bei einem Erstlingswerk nicht weiter schlimm sind und natürlich auch eine Frage des Geschmacks sind, aber ich denke, wenn man ein Buch an einem Tag verschlingt, dann spricht diese Tatsache für das Buch.

Mit Helena ist der Autorin eine Figur gelungen, die einerseits sehr authentisch ist und mich stellenweise sehr an mich erinnert. Sie ist unsicher, wenn es um andere Städte geht, lässt sich gerne vom Partner ausnutzen und orakelt gerne in bestimmten Situationen. Bevor ich meinen Mann kennengelernt habe, traf dies auch auf mich zu. Auf der anderen Seite ist Helena aber durchweg sehr unsicher, chaotisch und naiv, dass sie mich teilweise zur Weißglut gebracht hat. Sie wird so übertrieben dargestellt, dass es manchmal nervt. Zum Beispiel will sie in die USA, überlegt jedoch nicht mal, was sie dafür haben muss um Einreisen zu können, wie zum Beispiel einen gültigen Pass. Oder sie geht mit ihrer Schildkröte in den Zoo und setzt diese ins Tiergehege und wundert sich, dass die Tierpfleger nicht begeistert sind, als sie ihre Schildkröte mitnehmen will und dabei erwischt wird. Und die Unterlagen hat sie zufällig auch nicht, weil sie so chaotisch ist. Auch ohne diese künstliche Einbauten wäre der Roman liebenswert gewesen und hätte ähnlich verlaufen können. Die anderen Figuren sind interessant gestaltet, aber hier muss ich persönlich sagen, gibt es kleinere Dinge, die mir auffallen. Zum Beispiel ist Friederike selbstständig und hat Ahnung, trotzdem unterstützt sie Helena eher unzureichend. Würde meine beste Freundin spontan entscheiden die Nadel im Heuhaufen zu suchen, würde ich vorher schon einen Schlachtplan aufstellen und sie von Deutschland aus unterstützen. Nun gut, wie gesagt es sind Kleinigkeiten, die sehr subjektiv sind.

Inhaltlich zieht die Autorin viele möglichen Register. Leider wirkt vieles ebenfalls sehr chaotisch, als wolle die Autorin zeigen was sie kann und so viele Ideen wie möglich einbringen. Viel möchte ich hier nicht verraten, aber wie oben schon erwähnt gibt es wegen Helenas chaotischen Art oft Probleme und Hindernisse. Auf jeden Fall gibt es eine Kopfschüttler, einige Schmunzler und sogar Lacher.

Das Buch ist zu keiner Zeit vom Inhalt her langweilig, obwohl ich recht früh wusste, was die Autorin am Ende für ein Happy End vorsieht und sogar ein paar von ihren Überraschungen schon geahnt habe, bevor diese passiert sind. Aber genau das gefällt mir, hier kann ich beim Lesen abschalten und ein paar gute Ideen verfolgen. Und natürlich bleibt die Frage, ob man wirklich recht hatte und wie der Weg zum Happy End verläuft.

Und der Schluss ist etwas, was mich doch etwas gestört hatte. Der Rest des Buches ist in einem gemächlichen Tempo verfasst und der Schluss überschlägt sich. War das Seitenlimit erreicht, dass der Abschluss so leicht gerafft und unromantisch wirkt. Er ist lustig und irgendwo klasse, definitiv kein schlechter Schluss und gut aufgelöst, aber mir ging es zu schnell, denn genau der Weg von der Erkenntnis mit den Steinen im Weg ist doch das lustige und hätte gerne länger sein dürfen. Trotzdem finde ich es für ein Debüt wirklich klasse und möchte gerne mehr von der Autorin lesen. Gerne auch eine weitere Geschichte mit der verrückten Helena.

Alles in allem hat das Buch einige winzige Schwächen, aber das gesamte Paket macht Spaß und hat mich wie gesagt am Stück unterhalten, weswegen das Buch von mir fünf Sterne bekommt. Zwar noch ausbaufähig und keine zweite Petra Hülsmann, sorry sie ist momentan meine Messlatte, aber gut umgesetzt

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