Sherlocks Geist / Wolfgang Kemmer

Denise schüttelte den Kopf, gab Salvisberg das Tütchen zurück und besah sich noch einmal den Toten, der unter dem kleinen bodenfreien Zelt der Kriminaltechniker vor ihnen im Schnee lag. Der Mann war etwa 50 Jahre alt, stämmig, aber nicht dick und glatt rasiert. Er trug den Temperaturen und der Umgebung angemessene Outdoor-Kleidung und moderne Schneeschuhe aus Hartplastik. Die Skibrille hatte er hoch in die Stirn geschoben, sodass er Denise aus den gebrochenen Augen immer noch anzustarren schien. Sein Schal hing in den niedrigen Ästen einer der direkt neben ihm stehenden verkrüppelten Bergföhren, die hier die Randbereiche des Hochmoors säumten. Vor dem Bäumchen waren seine zwei Skistöcke ordentlich in den Boden gerammt. Die Handschuhe waren daraufgestülpt. Im Nacken des Mannes steckte ein kurzer gedrungener Pfeil. (Zitat aus Sherlocks Geist Kapitel 1)

Mit solch detaillierten Schilderungen müsst ihr euch anfreunden, wenn euch „Sherlocks Geist“ als Kriminalroman ansprechen sollte. Worum es genau geht und wie es mir gefallen hat, verrate ich euch nun.

 
'''ooo BUCHFAKTEN ooo'''
Autor: Wolfgang Kemmer
Titel:  Sherlocks Geist
Broschiert: 275 Seiten
Verlag: Gmeiner-Verlag; Auflage: 1 (1. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839217539
ISBN-13: 978-3839217535
Preis: € 11,99
Genre: Krimi
Gelesen in: 3 Tagen

'''ooo AUTORENPORTRAIT ooo'''
Wolfgang Kemmer wurde 1966 in Simmern/Hunsrück geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Angloamerikanische Geschichte in Köln und veröffentlichte in dieser Zeit auch seine ersten Kriminalromane. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Volontär und später als Lektor. Heute lebt er als freiberuflicher Autor und Redakteur mit seiner Familie in Augsburg. Er schreibt Kurzgeschichten für Anthologien und Zeitschriften und betreute viele Jahre als Herausgeber den Kurzkrimi-Podcast von Jokers-Weltbild. Mit Sherlock Holmes verbindet ihn seit Kindesbeinen eine immer wieder neu aufflammende Leidenschaft. Er hat selbst bereits mehrere Sherlock-Holmes-Geschichten veröffentlicht und eine Anthologie mit neuen Sherlock-Holmes-Stories herausgegeben. 2011 war er nominiert für den Agatha-Christie-Preis.  (Quelle: Amazon)

'''ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo'''
Denise – Kantonpolizei
Rickli - Polizist

'''ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo'''
Ort: Berner Alpen
Zeit: Gegenwart 2010e
Perspektive: dritte Person

'''ooo ZITIERTER KLAPPENTEXT ooo'''
Kurz vor Silvester treibt in Meiringen ein Serienmörder sein Unwesen. Seine Opfer wurden alle mit Mordwaffen aus Sherlock-Holmes-Geschichten getötet und seltsamerweise tragen sie alle den Namen eines italienischen Geheimbündlers aus dem 19. Jahrhundert. Als auch noch ein mysteriöses Sherlock-Holmes-Double auftaucht, steht Denise Hostettler von der Kantonspolizei Bern vor einem rätselhaften Geflecht aus historischen Fakten, Fiktion und gegenwärtigem Entsetzen ...

'''ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo'''
„Sherlocks Geist“ ist ein Kriminalroman, den ich mir ausgesucht habe auf Grund der Tatsache, dass Sherlock eben eine kleine Rolle spielt, wenn auch nebensächlich. Als großer Fan dieses Detektivs konnte ich mir dies nicht entgehen lassen. Restlos konnte mich das Buch jedoch nicht begeistern.

Es fängt schon mit dem Cover an, das irgendwie komisch ist. Ein Baum, darin etwas Dekoration, eine versteckte Hand und etwas, das wie eine Kuhglocke aussieht? Nein, so ganz ist es nicht meins, und hier hätte ich ganz ehrlich ein Foto der Reichenbachfälle hätte mir besser gefallen.

Inhaltlich ist die Geschichte an sich sehr spannend und gar nicht schlecht umgesetzt. Die Morde basieren auf alten Sherlock Geschichten, ein Engländer, der Sherlock gerne liest, könnte der Hauptverdächtige sein, und die Anspielungen aus den Geschichten von Holmes sorgen für eine gute Grundstimmung. Lange muss ich als Leser darüber grübeln, wer dahinter stecken könnte und die Hintergründe. Von dem Aspekt ein gelungener Krimi. Nur leider setzt der Autor Wolfgang Kemmer regelmäßig auf langatmige Passagen, sehr viele Details  und dadurch geht viel der Spannung wieder verloren. Witzige Ermittlungen, wie es bei Holmes an der Tagesordnung lagen, und die ich persönlich im Ansatz genutzt sehr gut gefunden hätte, gibt es gar nicht. Die Ermittlungen sind eher trocken und tappen viel im Dunkeln. Selbst der Schluss ist zwar so gelöst, das man sagen kann, offene Fragen gibt es nicht, aber es basiert eben viel auf Vermutungen und Ahnungen.

Das größte Problem meinerseits war jedoch die Hauptfigur. Ich bin einfach nicht mit ihr und ihrer Art warm geworden. Sie wirkt in meinen Augen etwas unpersönlich und fremdlich. Dabei habe ich ein klares Bild von ihr im Kopf und der Autor gibt sich viel Mühe sie einzuführen, darzustellen und zu entwickeln. Daran liegt es also nicht.

Alles in allem ist das Buch nicht verkehrt und bietet kriminalistische Arbeit, gute Fälle und in Kombination mit Holmes, wird es viele Fans finden. Es bringt nur nichts, wenn man mit der Figur einfach nicht warm wird und die Details in meinen Augen einfach zu viel sind und die Spannung kappen. Aus diesem Grund gibt es von mir faire 3 Sterne.

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