Allein gegen die Seelenfänger - Lea Saskia Laasner

Biographien finde ich immer sehr schön und faszinierend. Man lernt andere Menschen und deren Leben kennen. Man sieht vielleicht wie gut es einem selbst geht, lernt etwas für die Zukunft oder ähnliches. Das heutige Buch habe ich von meiner Mutter geschenkt bekommen, die es günstig auf dem Grabbeltisch erworben hat. Für 1€ kann sie kaum an einer Biographie vorbeigehen. Wie es mir gefallen hat, lest selbst.


FAKTEN ZUM BUCH
Autor: Lea Saskia Laasner
Titel: Alleine gegen die Seelenfänger
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. September 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342677870X
ISBN-13: 978-3426778708
Preis: € 1
Genre: Biographie
Gelesen in: 3 Tagen

DAS COVER
Das Cover variiert je nach Verlag, zeigt jedoch immer Lea. Das ist für eine Biographie absolut in Ordnung, denn so hat man ein Bild der Hauptperson.

FIGUREN IM ÜBERBLICK
Lea – Junges Mädchen, das mit den Eltern in die Sekte geht.
Kai – Leas Bruder
Janet – Medium der Gruppe
Benno – Sektenführer
Eddie – Retter von Lea

INHALTLICHE FAKTEN
Ort:  Schweiz und Belize
Zeit:90er und 2000er
Perspektive: Aus Sicht von Lea
Alter der Figuren: unterschiedlich

WORUM GEHT ES IN DEM BUCH
Lea ist am Anfang ihrer Jugend, als ihre Mutter anfängt von Yoga zum absoluten Seelenheil zu wechseln. Sie distanziert sich von ihrem Mann, macht zwar noch den Haushalt, aber lebt in ihrer eigenen Welt. Als sie sich mehr mit der Materie beschäftigt, stößt sie auf ein interessantes Medium. Zusammen mit ihrer Familie reist sie zu einem Seminar und ist im Anschluss von den Plänen, den Ansichten und den Menschen begeistert. Kurzer Hand schließen sie sich der Gruppe an. Die Kinder stehen zwischen dem Wunsch ihr altes Leben zu leben und dem Verlust der Eltern. Ihr Vater muss sogar sein Architekturbüro aufgeben, um seiner Frau zu folgen. So ganz fühlt sich Lea von Anfang an nicht wohl. Jedes Mitglied hat Sex mit anderen Partnern, müssen zugeteilte Personen ehelichen und es geht alles um die nächste Stufe. Einzig die Tatsache, dass sie nicht mehr zur Schule muss, findet sie toll. Von der Schweiz geht es nach Österreich, Deutschland, Portugal bis nach Belize, wo sie eine Ranch mieten. Immer dabei ist Benno ihr Anführer, seine Frau, sowie Bennos Geliebte, das Medium Janet. In Belize fühlt sich Lea sogar recht wohl, sie entdeckt sogar ihren Körper und würde sich gerne verlieben. Doch dann kommt es zu den ersten Avancen von Benno. Am Anfang fühlt sie sich geschmeichelt, doch dann wird sie seine Geliebte und ist alles andere als glücklich. Spaß macht es ihr nicht. Sie liebt Benno nicht und zudem steht er auf SM. Ihr Bruder, der als Janets Ersatz einspringen muss, findet es augenscheinlich angenehm. So vergehen Jahre bis sich Lea entschließt ihrem Herzen zu folgen. Sie verliebt sich erst in einen Stallburschen und dann in Eddie, einen einheimischen Polizisten, der ihr bei der gefährlichen Flucht hilft. Doch Benno möchte sie nicht gehen lassen und versucht sie mit allen Mitteln zurück in die Gruppe zu bringen.

SARAHS LESEEINDRÜCKE
Warum gehen Menschen in eine Sekte bzw. schließen sich ihr an. Das ist ein Aspekt, den ich irgendwie nicht nachvollziehen kann. Ich meine, ich bin schüchtern, mag Regeln, aber ich käme nie auf die Idee einem Guru oder einem Sektenführer zu folgen. Deswegen finde ich solche Werke stets interessant, um etwas über die Mitglieder und ihre Beweggründe zu erfahren.

Lea ist eine junge Person, die gar keine andere Wahl hat. Hätte ich mich mit 13 entscheiden müssen, bei meiner Familie zu bleiben, die sich einer Sekte anschließt oder diese zu verlassen, selbst wenn ich hätte bei der besten Freundin wohnen können. Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch der Familie gefolgt wäre. So schnell kann es gehen und gerade junge Menschen haben da noch wenig Entscheidungsmöglichkeiten.

Wie eine Sekte aufgebaut ist, funktioniert und was Menschen mit sich machen lassen, ist schon faszinierend. Und genau hier setzt das Buch auch teilweise gut an. Es gibt viele Details, die wirklich abschreckend sind für einen normalen Menschen, die aber klar zeigen, wie beeinflussbar und verängstigt doch manche Wesen sind. Öffentliche Demütigungen gehören zum Standard-Programm.  Um euch ein Beispiel zu nennen – ein Mitglied hält sich für was besseres und muss als Strafe jedem Mitglied den Popo abwischen, wenn dieser aufs Klo muss. Schon nach 50 Seiten zeigt sich klar bei mir der Vogel, wie naiv doch manche Menschen sind. Doch leider ist dies Realität und daher wirklich traurig.

Es gibt viele interessante Einblicke, allerdings stört von Anfang an der Stil der Autorin. Sie hat das Buch zusammen mit einem anderen Autoren geschrieben, der jedoch augenscheinlich fast alles von ihr blind übernommen hat. Mein Deutschlehrer würde garantiert mehrere Rot-Stifte benötigen, wenn er dieses Werk gelesen hätte. Meine Rezension liest sich vielleicht nicht besser, aber ich bekomme dafür kein Geld, bin kein Autor, sondern einfach nur Hobby-Blogger. Ständig wiederholt sich Lea mit Wortphrasen und das erinnert mich stark an einen guten Schulaufsatz. Emotionen sind in einigen Szenen greifbar, aber ihre eigenen schafft sie nur oberflächlich zu beschreiben. Das sollte bei einer Biographie einfach nicht sein.

Genauso enttäuschend ist ihre Flucht. Beschrieben wird sie als Spektakulär, ist aber in Wahrheit eigentlich ganz einfach mit einem mehr oder weniger großen Schuss Adrenalin. Das Problem liegt darin, dass Lea schon vorher eine Affäre mit einem Einheimischen hatte, wodurch die im Prolog spürbare große Liebe zu Eddie eher willkürlich wirkt. Zudem schleicht sie sich regelmäßig weg zu geheimen Treffen, was zwar zeigt, dass alles irgendwann entdeckt wird, aber sie als Mensch nicht angekettet ist. Sie hätte auch vorher schon fliehen können. Ihr gelingt die Flucht, die zumindest gut durchdacht ist, und dann kommt das, was mich enttäuscht hat.

SPOILER
Klar, Benno versucht alles, um seine Lea wieder an Bord zu holen, gibt jedoch recht schnell und recht kampflos auf. Andere vorschicken, selbst im Ausland verschwinden und nur am Telefon oder bei einem kurzen Treffen sein Glück probieren, das ist alles andere als beängstigend. Der Austritt aus einer harmlosen Sekte

SPOILER ENDE
Nach ihrem Ausstieg liegt das Augenmerk auch nicht mehr auf Benno und der Gruppe, sondern auf Eddie und auch hier wird man als Leser mehr oder weniger stark enttäuscht sein. Stellt sich doch der große Held als verheiratet heraus und Lea als braves Schoßhündchen, das lange Zeit viel mit sich machen lässt. Lea, die von Anfang an skeptisch gegenüber der Gruppe war und ihren eigenen Kopf hatte, lässt das mit sich machen?  In der Gruppe okay, da konnte man es noch verstehen, weil sie eben oft gesagt hat, es hätte unangenehme Folgen. Und klar, sie wusste alleine auf sich gestellt auch nicht, was sie vom Leben zu erwarten hatte, aber es wirkt eben so künstlich, zumal sie danach ihr Leben wunderbar meistert.

Okay, jetzt werden sicherlich einige meckern, weil das Buch eben so geschrieben ist, wie es Saskia erlebt hat und ein solches Erlebnis über Jahre ist nun einmal traumatisch. Nicht immer wird alles im BILD-Zeitungs-Stil geschrieben. Und hier muss ich den Kritikern meines Berichtes auch recht geben. Irgendwo erwartet man eine Story, wie von Hollywood. Das größte Problem ist jedoch die Emotionslosigkeit seitens Leas Gefühlen. Sie ist mir in der Biographie zu großen Teilen fremd geblieben. Zudem sollte man dann den Klappentext weniger dramatisch schreiben.

FAZIT: Es ist traurig, was manche Eltern ihren Kindern zumuten, und es ist traurig, wie manche Kinder ihre Jugend erleben müssen. Mit etwas mehr emotionaler Bindung seitens der Autorin, einem reiferen Stil und einem ehrlicheren Klappentext, wäre ich wahrscheinlich nicht so enttäuscht gewesen. Es tut mir leid, was ihr passiert ist und ich finde es schön, wie sie ihr Leben gemeistert hat, aber es hätte gerne in allen Bereichen tiefer gehen. 

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