Rezension - Alles, was wir nicht erinnern

Erinnerungen ...

Mit Erinnerungen ist es so eine Sache. Es sind Bruchstücke, mit der Zeit schwammiger geworden.Je älter man wird, umso häufiger fragt man sich: Wie war da eigentlich noch? Dabei sollten manche Erinnerungen nicht in Vergessenheit geraten. 



EIN PAAR FAKTEN
Autor/in - Christiane Hoffmann
Verlag - C.H.Beck
Seiten - 274
Preis - 22€
Schauplatz - Reise durch Schlesien
Zeit - 1945 bis jetzt 
Genre - Tatsache

EINBLICKE IN DIE GESCHICHTE
1945 flieht der Vater von Christiane 550km quer durch Schlesien in Richtung Westen. Die Geschichte dazu bleibt tief verborgen. 75 Jahre später geht Christiane selbst auf diese Reise. Spricht mit anderen Menschen, will mehr über ihren Vater und somit auch über sich selbst erfahren. 

FÜR EUCH ABGECHECKT
Bevor ich auf das Buch eingehe, vorab ein paar Worte zu mir. Meine Mutter ist BJ 38 und ich habe immer gerne die Geschichten gehört. Geschichten über die Suppe auf dem Herd, die nie gegessen wird, weil die Fassade und Treppe komplett weg ist, dank einer Fliegerbombe. Aber habe ich deswegen Narben? In meinem Fall würde ich es eher als verängstige Erziehung bezeichnen. Aber kommen wir zum Buch. 

Schon beim Durchblättern fiel mir positiv auf, dass es zahlreiche Fotos gibt. Am Ende wartet zudem eine Karte. Leider die einzig positiven Punkte, die ich benennen kann. 

Das größte Problem ist der Stil mit dem ich nicht warm geworden bin. Ein Vorwort, ihr Weg und Anekdoten aus der Zeit ihres Vaters oder Menschen, die sie trifft, wäre schön gewesen. So springt sie hin und her und ich bin teils verwirrt und brauche immer wieder einen Neustart, um mich zurecht zu finden. 

Neben dieser Problematik werde ich einfach nicht warm mit ihr. Einfach, weil der Stil für mich kein guter Emotionsträger ist. Ich verstand, warum sie den Weg gelaufen ist, den ihr Vater ging. Auch mich hätte so etwas in jungen Jahren gereizt. Keine Frage. Aber die Emotionen auf den Weg, teils auch ihre Gedanken, blieben für mich einfach fremd. 

Dazu kommt die aktuelle Situation. Menschen, die aus der Ukraine fliehen. Und ich denke mir, dass ein Interview mit denen weit mehr diesen Schrecken darstellt, als dieses Buch. Damit will ich nicht sagen, dass das Schicksal ihres Vaters belanglos ist. Das ist kein Schicksal. Aber sie hätte es mit einem anderen Stil einfach besser und brandaktueller denn je vermitteln können. 

LESEEMPFEHLUNG?
Mit Sicherheit gibt es viele ältere Generationen, die sich ähnliche Fragen stellen oder still gelitten haben unter der Last, die ihre Eltern aus dem Krieg mitnahmen. Für all jene ist das Buch eine Empfehlung. Für jemanden wie mich, der die Zeit erleben will, um seiner Mutter näher zu sein, der keine Narben hat, war es weniger. Das lag aber einfach an dem Stil. Also: Leseprobe wird empfohlen, damit ihr euch selbst entscheiden könnt. 


BEWERTUNG 
 COVER  💜💜💜💜💜
 GRUNDIDEE  💜💜💜💜
 BILDER 💜💜💜💜💜
 DETAILS 💜
 TEMPO 💜
 EMOTIONEN 💜
 STIL  💜
 SPANNUNG 💜💜
 GESAMT 💙


Kommentare