Rezension - Tess - Thomas Hardy

Der Klassiker aus Fifty Shades of Grey

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Durch Zufall erfährt Jack, der Vater von Tess,  dass er einer adligen Linie abstammt. Diese Tatsache verdreht ihm total den Kopf. Er betrinkt sich und so bleibt es an Tess am nächsten Tag mit dem Wagen loszufahren. Doch auch sie ist total übermüdet, schläft ein und ist für den Tod ihres einzigen Pferdes verantwortlich. Kurzer Hand soll sie bei der vermeintlichen Verwandtschaft vorstellig werden. Dort trifft sie auf den Sohn der Familie. Alec ist attraktiv und obwohl sie seinen Avancen widersteht, kommt es einige Zeit später zum unehelichen Sex und sie wird schwanger. Ihr Sohn stirbt kurz nach der Geburt und sie geht fort in ein anderes Dorf, um dort neu anzufangen. Vor Ort trifft sie den Pfarrerssohn Angel, der sich verliebt, seinen Eltern widersetzt und sie heiratet. Erst in der Hochzeitsnacht erzählt sie ihm von Alec und dem toten Sohn. Angel flüchtet daraufhin nach Brasilien und meldet sich über Jahre nicht. Tess wartet auf ihn in der Hoffnung, dass er ihr verzeiht. Irgendwann trifft sie Alec wieder und in ihrer Verzweiflung willig sie ein, seine Geliebte zu werden. Als Angel dann doch zurückkommt, bringt sie Alec um, weil er zum zweiten Mal ihr Leben zerstört hat. Wie das Buch ausgeht, müsst ihr nun aber selber lesen. 



ERSTMAL EIN PAAR LANGWEILIGE FAKTEN
Autor/in: Thomas Hardy
Titel: Tess 
Originaltitel: Tess of the d’Urbervilles
Verlag: Piper 
Erschienen 2012 im Origunal 1891
ISBN: 978-3492303507
Seiten: 512
Einband: TB
Serie: /
Preis: 9,99€
Genre: Historisch

INHALTLICHE FAKTEN
Schauplatz: England
Zeit: 1890er
Wichtige Figuren: Tess, Angel, Alex
Perspektive: Erzähler 

MEINE ERWARTUNGEN VOR DEM LESEN
Dramatische Geschichte, historisch angehaucht, aber gut zu lesen, berührt das Herz. Kurz, meine Erwartungen waren hoch, da es eben so gehyped wurde nach Fifty Shades Of Grey. 

FÜR EUCH ABGECHECKT
O mein Gott. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer mir diese Bewertung gefallen ist. Ich habe schon so viele positive Dinge über das Buch gehört und mich dementsprechend Mega gefreut, als ich es in meinem Blind-Date-Karton fand. 

Das Cover ist jetzt nicht der Hit, aber das war mir erstmal egal, denn die Grundidee des Buches hat mich so was von angesprochen. Heutzutage würde man es wohl unter New Adult mit Bad Boy, Drama finden. 

Ich habe das Buch voller Vorfreude angefangen und ungelogen nach der ersten Seite zugeklappt und ein paar Tage später, als ich mehr Ruhe hatte, wieder zur Hand genommen. Der Text ist älter und anspruchsvoller, als die gegenwärtige Lektüre. Schnell lesen ist hier nicht. Ich muss zu meiner Schande sogar gestehen, dass ich einige Sätze ein zweites Mal lesen musste, um den Sinn zu verstehen. Nun gut, es ist ein Klassiker und für damalige Verhältnisse war die Sprache sicher modern. Tatsächlich litt darunter jedoch mein Lesevergnügen stark. 

Inhaltlich geht es um ein junges Mädchen, das verführt oder missbraucht wird - ganz klar, war es für mich nicht, muss ich gestehen. Sie ist gebrandmarkt und während die Männer alles dürfen, ist es für Frauen damals eben eine Schande gewesen. Diese Tatsache wird schon sehr gut dargestellt. Auch der Konflikt, den Tess durchlebt empfand ich interessant. Dazu die Entwicklung, die Sorgen und der Kummer über all die Jahre. Tess reift in dem Buch tatsächlich heran und ist eine Figur, die man in den Arm nehmen möchte. Zumindest von der Geschichte her, denn die Figuren empfand ich durch den Erzählerstil immer fremd. Ich lernte weder Tess wirklich kennen, noch die anderen. Es fühlte sich oberflächlich an. Ich persönlich fand, dass der Landschaft und der Gesellschaft mehr Zeit und Details gewidmet wurde. Das lag damals aber auch sicher an der Zeit, dass der Fokus weniger auf den Details der Figuren lag. 

Wie gesagt, es ist eine starke Geschichte und ein so trauriges Ende. Aber es ist kein leichter Weg dorthin. Zwischendurch musste ich mich immer wieder ermutigen, da eben nicht viel passiert und der Stil so anspruchsvoll war. Hier ist es unmöglich die Geschichte nebenbei zu lesen oder mal einen langatmigen Absatz zu überspringen, denn oft sind es kurze Einwürfe, nebensächlich dahin geschrieben, die aber wichtig für den Verlauf sind. 

LESETIPP FÜR - Fans der klassischen Literatur, die eine traurige und bewegende Geschichte lesen wollen, und dabei kein Problem mit einem wirklich anspruchsvollen Text und langatmigen Beschreibungen von Landschaften und der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts haben. Obwohl ich fünf Wochen für das Buch benötigt habe, der Stil mich oft in den Wahnsinn getrieben hat, gebe ich für die Geschichte an sich fünf Sterne. Den Rest schiebe ich auf den klassischen Hintergrund. 


BEWERTUNG 
 COVER 💜💜💜💜💜
 GRUNDIDEE 💜💜💜💜💜
 FIGUREN💜💜
 TEMPO💜
 EMOTIONEN💜💜💜
 SCHREIBSTIL💜💜💜
 SPANNUNG💜💜💜
 LESESPASS💜💜
 GESAMT💖💖💖💖💖


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