Rezension - Miss Pettigrews großer Tag von Winifred Watson

 Buchkritik - Miss Pettigrews großer Tag - Ein modernes Aschenputtel 

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Lust auf die 30er Jahre? Auf Humor und Liebe? Dann müsste mein Last Read etwas für euch sein. Beworben wird es als modernes Aschenputtel. 



FAKTEN ZUM BUCH 
Autor/in: Winifred Watson
Titel: Miss Pettigrews großer Tag 
Originaltitel:Miss Pettigrew Lives for a day 
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2011 ursprünglich 1938
ISBN: 978-3442475605
Seiten: 256
Einband: TB
Serie: -
Preis: 8,99€
Genre: Liebe

FAKTEN  ZUM INHALT
Schauplatz: London
Zeit:1930er
Wichtige Personen: Delysia, Miss Pettigrew
Perspektive: Dritte

INHALTSANGABE
Miss Pettrigrew ist 33, dünn, alt und eine verzweifelte, arbeitslose Gouvernante. Als die Arbeitsvermittlung etwas hat, fährt sie hin und klingelt sogar fünf Minuten, um den Auftrag zu bekommen. Wie gesagt, sie ist sehr verzweifelt. Doch die Tür wird von einer dünn bekleideten Schönheit geöffnet, die Herrenbesuch hat. Von Kindern - nicht mal Neffe oder Cousine oder Nachbarskind - eine Spur. Stattdessen muss Miss  Pettigrew kochen, Phil rausschmeißen, da der Eigentümer der Wohnung gleich kommt. Diesen muss sie ebenfalls rauswerfen, denn Nick muss gehen, da später noch ein dritter Mann kommt. Während eines Tages erfährt Miss Pettigrew so viel über dich, das Leben und die Männer. Innerhalb diesen Tages verwandelt sie sich vom Entlein zum Schwan. 

MEINE MEINUNG
Kindermädchen, 30er Jahre … Ich habe das Cover gesehen und wusste, dass ich das Buch lesen will. Das es einen Film gibt, habe ich erst nach dem Lesen erfahren. Ob ich ihn mir jedoch anschaue, ist fraglich, denn so ganz hat mich das Buch nicht überzeugt. 

Miss Pettigrew ist 30, gönnt sich nichts im Leben und ist eine unverheiratet Gouvernante ohne Job. Es klang für mich so, als würde es gar keine Gouvernanten mehr geben, weil dies veraltet sei,  aber aus mehreren Quellen ließ sich entnehmen, dass auch in den 1930ern auf gebildete Gouvernanten gesetzt wurde. Das lässt darauf schließen, dass Miss Pettigrew eher zu den ungebildeteren gehörte. Zumindest hofft die Dame von der Arbeitsvermittlung, dass sie Miss Pettigrew nicht noch einmal wiedersehen muss. 

Mit der weiteren Beschreibung habe ich schnell ein grobes Bild von Miss Pettigrew, was ehrlich gesagt nicht positiv ist, denn gleich darauf klingelt sie fünf Minuten lang bei der potentiellen Arbeitgeberin - für mich ein Akt der Verzweiflung. Ergo eine Frau Mitte 30, verhärmtes Auftreten, keinem Selbstbewusstsein, nicht sonderlich klug und nicht die Art Gouvernante, die Generationen in der Familie betreut, sondern ständig entlassen wir, weil sie auch ihre Chefs imitiert. 

Kein Wort über Bezahlung oder Ähnliches, stattdessen wirft Miss Pettigrew direkt mehrere Männer aus dem Haus. Leider sind ihr Gedanken immer genauso in Zeichen gesetzt, wie normale wörtliche Rede. Das fand ich beim Lesen schon nervig, wenn man denkt, das sagt sie jetzt und plötzlich den Hinweis bekommt, dass es doch nur gedanklich war. 

Es ist schön zu sehen, wie sie sich entwickelt, Selbstbewusstsein bekommt, Freunde findet und zur Frau wird. Aber alles innerhalb von 24h. Mit einer guten Freundin oder einem Vorbild, kann man sich schnell entwickeln, aber alles braucht etwas Zeit und zumindest eine Woche hätte ich realistischer gefunden. 
Zumal hier alles so hektisch wirkt. Keine Zeit für ein richtiges Kennenlernen. Keine Zeit eine der anderen Figuren richtig kennenzulernen. Daher wird hier sehr auf Klischees gesetzt. Gerade bei den Männer. Zum Beispiel der junge Mann, der alles beglückt, was ihn ranlässt. Der Macho, der Aufmerksamkeit will und keine Rivalen duldet, während er selbst nicht treu ist. Der Mann, der nur die eine will.

Es könnte lustig, spritzig sein, wenn man dem Buch mehr Seiten und mehr Zeit eingeräumt hätte. Andere mögen jedoch genau diese Kombination. Mir war es aber einfach zu hektisch - wobei der Film noch hektischer sein soll. 

Ich verstehe auch nicht, wieso es als modernes Aschenputtel betitelt wird. Böse Stiefmutter, böse Stiefschwestern? Nein. Aschenputtel hatte ein gutes Herz. Wer seine Chefs imitiert weniger. Für mich war es daher eher die Geschichte von einer grauen Maus zur schönen Frau. 

FAZIT
Eine rasante, fast schon hektische Geschichte über die Entwicklung einer grauen Maus zur schönen, netten Frau. Es wird auf Klischees und kurze Szenen gesetzt, weil für mehr einfach nicht an einem Tag Zeit ist. Lesbar, interessant, gerade mit Blick auf das eigentliche Alter der Geschichte, die 1938 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. 


BEWERTUNG 
 COVER 💜💜💜💜💜
 GRUNDIDEE 💜💜💜💜💜
 FIGUREN💜💜💜💜
 TEMPO💜💜💜
 EMOTIONEN💜💜💜
 SCHREIBSTIL💜💜💜
 SPANNUNG💜💜💜
 LESESPASS💜💜💜
 GESAMT💖💖💖

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