Der Schwarm / Frank Schätzing

Vor seinen Augen begruben die neun Tonnen Körpermasse des Buckelwals das Fischerboot unter sich, drückten es mitsamt seiner Besatzung unter Wasserund schlugen auf den Bug der Blue Shark. Gischt spritzte in gewaltigen Fontänen hoch. Das Heck des Zodiacs schoss steil nach oben, Menschen in roten Overalls wirbelten durch die Luft. Kurz balancierte die Blue Shark auf ihrer Spitze, pirouettierte um die eigene Achse und kippte seitwärts. Anawak duckte sich. Sein Boot schnellte unter dem umstürzenden Zodiac hindurch, schlug gegen etwas Massives unterhalb der Wasseroberfläche und sprang darüber hinweg. Vorübergehend verlor er den Boden unter den Füßen, dann endlich hielt er das Steuer wieder in Händen, riss es herum und bremste ab. Ein unbeschreibliches Bild bot sich ihm. Vom Boot der Umweltschützer waren nur noch Trümmer zu sehen. (Zitat aus: Der Schwarm, Roman, 2004, Kiepenheuer&Witsch/2005)

Dieses Zitat stamm aus dem Roman „Der Schwarm“ aus der Feder von Frank Schätzing. Wie mir dieser Roman gefallen hat, der mir von meinem Schwiegevater wärmstens empfohlen wurde, möchte ich euch nun verraten. 


'''ooo BUCHFAKTEN ooo'''
Autor: Frank Schätzing
Titel: Der Schwarm
Taschenbuch: 987 Seiten
Verlag: Fischer (20. Oktober 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596164532
ISBN-13: 978-3596164530
Preis: € 24,99
Genre: Thriller, Umwelt
Gelesen in: 10 Tagen

'''ooo AUTORENPORTRAIT ooo'''
Seinen Durchbruch feierte Frank Schätzing 2004 mit dem Ökothriller "Der Schwarm", in dem die Menschheit existenziell bedroht ist durch eine hochintelligente Lebensform, die tief unten im Meer lebt. Seither gilt der 1957 geborene Kölner als einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Zuvor war Frank Schätzing in der Werbebranche tätig, außerdem produzierte er Musik. Seit den 1990er-Jahren konzentrierte er sich aber zunehmend auf die Schriftstellerei. Zunächst veröffentlichte er 1995 "Tod und Teufel", der Roman spielt im Köln des Jahres 1260. Weitere Bücher folgten, der erste Bestseller gelang Schätzing im Jahr 2000 mit dem Politthriller "Lautlos". 2009 erschien "Limit", ein weiterer Zukunftsthriller, in dem es diesmal nicht hinab ins Meer, sondern hinauf auf den Mond geht.  (Quelle: Amazon.de – Der Schwarm)

'''ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo'''
Singur – Biologe
Leon (Anawak) - Walforscher

'''ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo'''
Ort: Gesamte Welt
Zeit: Gegenwart 2000er

'''ooo INHALT IN EIGENEN WORTEN ooo'''
An verschiedenen Punkten der Welt treten merkwürdige Dinge auf. Erst einzeln und unauffällig, doch schon nach kurzer Zeit wird deutlich, dass sie sich auf das Leben, wie wir es kennen, enorme Auswirkungen haben.

Der Biologe Singur Johansen wird angeheuert von einer Ölbohrfirma, die in Norwegen auf einen merkwürdigen Wurm gestoßen sind. Dieser breitet sich enorm aus. Vor Ort muss der Biologe feststellen, dass dieser Wurm in dieser Form gar nicht mehr existieren dürfte. Die Bohrungen werden eingestellt und es wird erst einmal überprüft, ob die Würmer Auswirkungen auf die Sicherheit haben, oder völlig harmlos sind.

Etwa zur selben Zeit macht der Walforscher Leon Anawak die Beobachtung, dass die Wale von ihrer Wanderung noch nicht zurückgekommen sind und als sie deutlich später auftauchen sind sie völlig verändert. Sie greifen die Fischerboote an und diese Angriffe sind strukturiert und effizient,  und irgendwie wirken sie geplant.

Mit diesen Phänomenen beginnt etwas ganz großes. Weltweit setzen sich Muscheln an allen Schiffen an, und sorgen dafür, dass diese nicht mehr fahren können. Das etwas mit der Natur nicht stimmt, ist spätestens jetzt allen klar. Anawak fängt an zu recherchieren und stößt dabei auf das Militär, das sich ebenfalls für die Angelegenheiten zu interessieren scheint. Bevor er und andere Wissenschaftler jedoch die Gründe und Zusammenhänge erkennen können, passiert der Supergau. Die Würmer sorgen für einen Tsunami, der die Westküste von Europa wegspült. Und das ist nur ein kleiner Vorgeschmack. Die Menschheit wird bedroht und muss nun um ihre Existenz kämpfen.

'''ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo'''
„Der Schwarm“ wäre kein Buch gewesen, welches ich mir freiwillig gekauft hätte. Das liegt daran, dass mich zwar das Thema Umwelt interessiert, aber nicht in Form eines Buches und schon gar nicht als Thriller. Das Buch habe ich jedoch bei einem Gewinnspiel gewonnen, und somit wollte ich das Buch lesen. Schließlich war das Buch nicht grundlos lange an der Spitze der Bestseller-Listen.

Naturkatastrophen passieren immer wieder und der Autor nutzt die Angst der Menschen aus, um mit einem gut durchdachten Öko-Thriller aufzuwarten. Nur leider kann mich die Umsetzung nicht vollends überzeugen und das hat mehrere Gründe, die ich euch gerne erklären möchte.

Es beginnt schon damit, dass der Autor sehr viele Handlungsstränge auswählt.  Verschiedene, wichtige Figuren und immer wieder andere Schauplätze. Gerade bei diesem Thema ist es mir schwer gefallen, dem Geschehen zu folgen. Er wirft mit vielen Fachbegriffen um sich, versucht zwar alles zu erklären, schweif dadurch aber extrem aus, verliert sich und am Ende ist es noch immer arg kompliziert. Basierend auf einer Geschichte, würde das noch gehen. Jedoch muss man sich hier auf verschiedene Ansätze im Bereich Biologie einlassen, und auf die Dauer ist es eben schwer der Handlung zu folgen. Außerdem verliert sich der Autor gerne in gewissen Szenarien. Man geht davon aus, dass nun etwas bewegendes und inhaltlich wichtiges komm, verfolgt diesen Strang mit viel Aufmerksamkeit, um dann zu merken, dass es sich um einen belanglosen Nebenstrang handelt, dessen Bedeutung unnötig gepuscht wurde. Leider passiert dies vielen Autoren, gerade bei ihrem Debüt, nur geht dadurch die immer wieder mühsam aufkeimende Spannung in meinen Augen verloren. Dabei muss ich zugeben, dass der Autor mich schon neugierig gemacht hat, was hinter diesen Katastrophen und Veränderungen steckt. Und dementsprechend ist der Ansatz nicht verkehrt, wenn mich die Grundidee und die Frage während des Buches lange beschäftigen. Nur hat es mich manchmal echt wütend gemacht, wie die aufgebaute Spannung zunichte gemacht wird. Da wird zum Beispiel eine Szene beschrieben, total spannend und im richtigen Moment abgebrochen. Ein anderes Szenario bekommt wieder Aufmerksamkeit und wäre halbwegs zügig, der Abbruch wieder präsent, wäre es okay gewesen, aber eben genau hier verliert sich der Autor und kommt erst zurück, wenn die Szene schon fast wieder vergessen ist und die Spannung zumindest gedanklich verschwunden ist.

Was mir ebenfalls nicht gefiel, waren die Figuren. Irgendwie zweifeln sie allesamt an sich und versuchen sich zu finden. Ob der Autor hierbei seine eigene Selbstfindung integriert hat? Zumindest sind die Figuren authentisch, liebenswert und interessante Charaktere, die gut in die Geschichte passen. Nur eben für unnötige Längen sorgen.

Einzig ein kleines Highlight ist der Schluss, der sogar endlich auf die Action setzt, die ich über weite Strecken des Buches vermisst habe. Am Ende ist es so, dass ich es eigentlich ganz gut finde, wie der Autor versucht auf die ganzen Öko-Probleme hinzuweisen. Nur ist die Umsetzung eben einfach zu lange und wirkt künstlich in die Länge gezogen.

Fazit: Im Grunde ist das Buch nicht verkehrt, wenn man es unter dem Aspekt Debüt im Bereich Wirtschafts-Thriller betrachtet. Guter Ansatz, viele gute Cliffhanger an spannenden Szenen, die der Autor aber am Ende einfach nicht spannungsvoll weiterführen kann und sich zu oft in Nebensächlichkeiten verliert. Für einen echten, in meinen Augen gelungenen Thriller, hätte der Autor das Buch um rund 50% kürzen müssen. Und so etwas zu sagen, zeigt schon, wie mir das Buch im Grunde gefallen hat. Spiegelt aber auch die durchwachsenen Meinungen anderer Leser wieder. Von mir gibt es faire 2 Sterne. Gute Ansätze und ein guter Schluss reichen eben nicht aus. Bei diesem Buch empfehle ich jedoch au
ch die anderen Rezensionen einmal durchzulesen, da die Bewertungen sehr unterschiedlich sind.

Kommentare