Nichts als Überleben / S. Bodeen

Der Typ mit dem limonengrünen Irokesenschnitt und den dunklen Holzsteckern in den Ohrläppchen sah auf mich hinab, die lange silberne Nadel in seiner gummibehandschuhten H
and zeigte mitten in mein Gesicht. »Warte mal.« Ich schluckte und klammerte mich an den Ar-
lehnen des Stuhles fest. Er schob eine Hüfte vor und verdrehte die Augen. »Willst du jetzt ein Nasenpiercing oder nicht?« »Doch, schon ...aber fällt dir vielleicht noch was Schlimmeres ein?« Ich zeigte auf die Nadel. »Was Schlimmeres als die da?« (Zitat S. 7)

Das Buch welches ich euch nun vorstellen möchte, wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Mir wurden zwei Bücher zum Thema „Überleben“ angeboten, und dieses Buch klang ganz ehrlich sehr interessant und vor allen Dingen spannend. Inwiefern meine Erwartungen erfüllt wurden, verrate ich euch jetzt. 
 
'''ooo BUCHFAKTEN ooo'''
Autor: S. Bodeen
Titel:  Nichts als überleben
Taschenbuch: 221 Seiten
Verlag: Beltz & Gelberg; Auflage: Deutsche Erstausgabe (17. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3407745818
ISBN-13: 978-3407745811
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Originaltitel: The Raft
Preis: € 12,95
Genre: Thriller, Jugend, Überleben
Gelesen in: 4 Stunden

'''ooo AUTORENPORTRAIT ooo'''
S.A. Bodeen wuchs auf einer Farm in Wisconsin/USA auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben und veröffentlicht seit zehn Jahren Bilder- und Kinderbücher, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Drei Jahre lang lebte sie auf Hawaii, inzwischen ist sie wieder in Wisconsin heimisch.  (Quelle: Amazon.de)

'''ooo COVER ooo'''
Authentisch würde ich sagen, denn es spiegelt die Meeresoberfläche wieder, darauf eine Rettungsinsel und in der Tiefe ist ein Hai zu erkennen. Ein Highlight ist es nicht unbedingt, aber passend und daher gut.

'''ooo DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IM ÜBERBLICK ooo'''
Robie – Teenagerin, lebt auf einer einsamen Insel, Eltern sind Forscher
Max – Co-Pilot mit Schuldgefühlen

'''ooo INHALTLICHE FAKTEN ooo'''
Ort: USA - Hawaii
Zeit: Gegenwart 2010er
Perspektive: Ich-Perspektive von Robie
Alter der Figuren: 15

'''ooo INHALT IN EIGENEN WORTEN ooo'''
Robie ist kein gewöhnlicher Teenager. Sie lebt mit ihren Forscher-Eltern auf einer einsamen Insel, hat keine Freunde und ihr einziges Highlight ist die Reise zu ihrer Tante, die sie regelmäßig auf Hawaii besuchen darf. Dort ist sie auch gerade, als diese wegberufen wird, und Robie beschließt alleine bei ihr zu wohnen. Als sie jedoch von einem wildfremden Mann angegriffen wird, bekommt sie es mit der Angst zu tun, und beschließt den Urlaub abzubrechen. Da das Passagierflugzeug nur sehr unregelmäßig fliegt, nutzt sie, wie schon so oft vorher, das Frachtflugzeug und checkt dort ein. Doch Max, der Co-Pilot vergisst sie auf die Passagierliste zu setzen. Als es zu Turbolenzen kommt, stürzt das Flugzeug mitten über dem Meer ab. Max kann sie und sich selbst retten, wird aber schwer verletzt. Als sie bemerkt, dass niemand sie finden wir, weil niemand ahnt, dass sie an Bord ist, weiß sie, dass es nun von ihr abhängt, ob sie überlebt. Sie beginnt Wasser zu sammeln, befasst sich mit der Besorgung von Nahrung und kämpft mit dem Loch im Rettungsfloß. Mit Max ist nicht viel anzufangen, denn er ist eher tot als lebendig und als sie davon ausgeht, dass er gestorben ist, wirft sie ihn über Bord. Doch dann taucht er im entscheidenden Moment wieder auf. Schaffen es beide zu überleben?

'''ooo MEINE LESEEINDRÜCKE ooo'''
„Nichts als Überleben“ ist ein Buch, das ich als Jugend-Thriller einschätzen würde, dem es aber ganz ehrlich an Spannung mangelt und der einen unglaublich schlechten Klappentext hat, zumindest mit Kenntnis des gesamten Buches.

Das Problem des Klappentextes liegt darin, dass er zu viel vom Buch preisgibt. Viele Dinge, die der Leser erst im Verlauf erkennen sollte, liegen sofort auf der Hand, und nehmen dadurch eine gewisse Spannung. Obwohl es auch ohne Kenntnisse des Klappentextes zu erahnen ist, hätte ich diesen eindeutig anders formuliert. Einfach um nicht ganz so viel zu verraten.

Auf die nicht ideale Spannung komme ich später zu sprechen. Fangen wir erst einmal mit der Hauptfigur an. Robie, ist eine typische Jugendliche, die ganz viel zu meckern hat, sich für erwachsen hält, es bei weitem aber noch nicht ist. Dadurch kann sich die angesprochene Zielgruppe sehr gut in sie hineinversetzen, und wer sich als älterer Leser erinnert, wie er zum ersten Mal alleine Urlaub gemacht hat oder einige Tage ganz allein zu Hause war, der erinnert sich vielleicht an das Gefühl von Freiheit und die trotzdem vorhandenen Ängste. Im Verlauf des Buches entwickelt sie sich zu einer starken Persönlichkeit, die über ihre Grenzen geht und ums Überleben kämpft

Mit Robie als Figur und dem gut umgesetzten Hintergrund des Absturzes könnte es eigentlich unglaublich spannend sein. Alleine der Gedanke allein in einem kaputten Rettungsfloß, nur ein eingebildeter Pilot ist noch vorhanden, kein Essen, kein Trinken – ja ich würde in Panik geraten. Und genau diese Panik möchte ich als Leser verspüren. Am Anfang dachte ich noch, wäre sie greifbar mit der Panik beim Wassern, dem Kampf unter Wasser und die rettende Hand ins Floß, aber irgendwie wollte bei mir ganz ehrlich der Funke nicht überspringen. Das liegt noch nicht mal an dem eigebildeten Piloten, an den sie sich klammert, um ihre Angst zu besiegen, sondern an der Tatsache, dass nicht mal nach dem Flugzeug gesucht wird. Jede Rettungsinsel ist mit einem Sender ausgestattet, der bei Wasserkontakt eigentlich für bis zu 12 Stunden funkt. Zumindest habe ich das so in Erinnerung, als ich mich mal für eine Flugreise informiert habe. Selbst bei einem kleinen Flugzeug, wo alles ausfällt, sollte doch nach Überlebenden gesucht werden und das wird hier einfach nicht gemacht, und es heißt später, es gab keine Überlebenden.

Kein Proviant, kein Wasser und kein Dach. Nun gut bei einer so kleinen Maschine sind diese Aspekte noch logisch, wobei ein Dach bei einem Absturz mitten auf dem offenen Meer eigentlich sinnig wäre wegen Sonnenstich. Das sind so Dinge, die eine Autorin vor Ort besser recherchieren kann, als ich, die noch nie auch nur in der Nähe eines Frachtflugzeuges war. Aber was mich dann doch wieder gewundert hat, war die Tatsache, dass sich die Hauptfigur so ins Rettungsfloß kämpfen muss und nicht einfach über die Leiter einsteigt. Ich weiß zwar nicht wie schwer es ist, allein darüber einzusteigen, aber ich habe nicht mal was von einer Leiter gelesen, oder sie wurde so am Rande erwähnt, dass ich es gar nicht im Gedächtnis behalten habe. Und genau das spricht dafür, dass das Buch nicht ideal umgesetzt wurde Entweder nicht perfekt recherchiert oder die Recherche nicht ideal und spannend umgesetzt. Ich vermute letzteres, denn den Inhalt eines Rettungsfloßes hat sie sehr detailliert dargestellt, so dass ich glaube, dass sie nicht alles perfekt wiedergegeben hat. Selbst wenn ich einmal davon absehe  und mir denke, dass ich einfach was überlesen habe durch die müden Fieberaugen, ist da noch die Tatsache, dass mir die Emotionen nicht greifbar genug waren. Oberflächlich angekratzt auf jeden Fall und viele Szenen sind spannend, aber hier muss man einfach 24 Stunden präsent sein und die Emotionen einfangen. Ich hätte aus Angst trotz totaler Erschöpfung nicht wirklich schlafen können und ich hätte mir wahrscheinlich alle Szenarien ausgemalt und immer wieder aus Angst ins tiefe Wasser gestarrt. Das sie in manchen Szenen so ist, wie ich  es gewesen wäre, merkt man und da ist es dann schade, dass es oft einfach so ohne Tiefgang ist. Ich hätte mir eine durchgängige Umsetzung dieser Szenen, die mir so gut gefallen haben, gewünscht. Aber wahrscheinlich ist es so jugendlicher umgesetzt.

Manchmal hätte ich mir eben mehr Spannung auf der Psycho-Ebene gewünscht und das ist auch bei Jugendbüchern gut umsetzbar. Abgesehen davon ist das Buch von der Idee her sehr gut, und fesselt sogar jemanden, der vom Fieber eigentlich total müde ist, was ja auch für sich spricht.

Fazit: Einfacher Stil, teilweise gute Emotionen und eine interessante Ausgangssituation. 


* Kostenloses Rezensionsexemplar

Kommentare

  1. Das Buch liefert aber auch noch jede Menge Hintergrundwissen, was ich sehr schätze.

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