Rezension - Solange es ein Morgen gibt

Denn morgen ist wichtig ...

Krebs ist ein Thema, dass andere trifft. Es ist dramatisch, traurig und weit weg - bis es einen selbst trifft. In meinem Fall meinen Vater. Seit einem Jahr lebt er mit der Diagnose und ich bin froh, dass er noch lebt. Bei den Worten muss ich fast weinen, denn ein Jahr ist eine verdammt lange Zeit, die uns geschenkt wurde. 



EIN PAAR FAKTEN
Autor/in - Laura Price
Verlag - HarperCollins 
Seiten - 526
Preis - 12€
Schauplatz - London 
Zeit - Gegenwart 
Genre -  Drama, Liebe

EINBLICKE IN DIE GESCHICHTE
Den einen Tag gehst du zu einer angesagten Veranstaltung, läufst über den roten Teppich und bist happy. Und dann, ein paar Tage später wird dir der Boden unter den Füßen weggerissen. Willkommen im Leben von Jessica - Ähm meinem Leben. Erst erachte ich, dass mein Freund Johnny mich betrogen hat, dann erfahre ich, dass es keine Zyste ist, sondern Krebs in meiner Brust. Aber ich kämpfe, damit ich nicht wie die Frauen in meiner Familie Ende. Gestorben an Krebs. 

FÜR EUCH ABGECHECKT
Krebs ist immer so ein Thema. Bewegend, aber weit weg. Kommt in meiner Familie nicht vor - und dann kommt mein Vater ins Krankenhaus und plötzlich ist Krebs ein Thema. Für mich sind diese Bücher immer besonders bewegend. 

Hier fühlte ich mich erstmal hineingeworfen und nicht ganz so wohl. Einerseits, weil ich mich in der Welt von Modemagazinen nicht wohl fühle, zum anderen wird das Pflaster auf der Brust erwähnt und ich weiß nicht, wie ich es einordnen soll. Biopsie? Hintergrund, warum so fröhlich, schon Chemo und angenommene Brust? 

Statt dies aufzuklären begleite ich Jessica durch den Alltag. Ja, es soll zeigen, dass man sich sicher fühlt, ehe alles einstürzt, aber es dauert schon recht lange bis die Diagnose kommt. Vorher kommt die Trennung, die Erkenntnis, dass ich die unbekannte Figur so eingeschätzt habe, wie Johnny sie sieht - oberflächlich und jemand der nicht zuhört. Das fand ich schon etwas schade. 

Irgendwann kommt dann endlich die Diagnose, das Wattegefühl und Annabel. Fakt ist, die Autorin schafft es den Krebs ehrlich und authentisch zu vermitteln. Die Ängste, die Gefühle, die Fakten. Aber leider auch so, wie man es von einer Journalistin erwartet, die Geschichte, die man durch den Klappentext erwartet - eine Liebesgeschichte, Drama - vergleichbar mit Das Schicksal ist ein mieser Verräter  - sucht man leider vergebens. Es kommt zu wenig für das, was hinten angepriesen wurde. Auf der anderen Seite bekam ich dafür jede Menge Instagram. Das war nicht die Umgebung, die ich gerne lese. Zudem fand ich es teils auch übertrieben. Ich meine zum Beispiel der Date-Marathon, der dann wie eine Akte vermittelt wird. Montag der, Dienstag der. Dazu kommen manche Emotionen, die ich so gar nicht nachvollziehen konnte. Zum Beispiel erzählt sie ihrer Freundin Lauren vom Krebs. Erst hört sie nicht zu, und dann Krebs. Bähm. Sie fängt an zu heulen, als wäre sie die Person, die Krebs hat. Ich weiß, wie ich reagiert habe. Bei meinem Papa, aber auch Schwager. Geschockt war ich. Habe Fragen gestellt und zugehört, aber einen Heulkrampf, um dann zu sagen, und das Hochzeitsfoto? Vieles ist so unrealistisch. Ein anderes Beispiel. Ihre Kollegin bekommt viel zu früh ein Kind. Ich habe in der 35 und 37 Kinder bekommen. Also habe ich mich gefragt, wenn von Wochen gesprochen wird, wie viel. Am Ende hat das Kind 3,7kg. Für ein Kind dass Wochen zu früh kommt. Mein Sohn hatte 2150g und sein Bruder 3150g. Ich fand das Wochen zu früh also übertrieben bei dem Gewicht. 

Das sind viele Dinge, die einem nebenbei aufstoßen. Auch kleinere Fehler, wie die Sache mit dem Spa. Da fragte ich mich echt, ob ich was überlesen hatte. 

Dennoch ein wichtiges Buch. 

LESEEMPFEHLUNG?
Für Glamour-Fans, die auf eine Portion Instagram-Krebs Story stehen. Bewegend, aber teils auch übertrieben. 


BEWERTUNG 
 COVER  💜💜💜💜💜
 GRUNDIDEE  💜💜💜💜💜
 FIGUREN 💜💜💜💜
 DETAILS 💜💜💜💜
 TEMPO 💜💜💜
 EMOTIONEN 💜💜💜
 STIL  💜💜💜💜💜
 SPANNUNG 💜💜💜💜
 GESAMT 💙💙💙


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