Fett Kohle / Dorit Linke

Heute möchte ich euch das Buch zur Blogtour „Fett Kohle“ endlich näher vorstellen. Wer die Blogtour verfolgt hat, weiß schon einiges über das Buch, und nun gibt es meine persönliche Meinung zu dem Buch. Vorab schon einmal, es ist ungewöhnlich, aber sehr zeitnah. 


== BUCHFAKTEN ==
Autor: Dorit Linke
Titel: Fett Kohle
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Magellan (17. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3734847060
ISBN-13: 978-3734847066
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
Preis: € 12,95
Genre: Fundsache, Brennpunkt, Krimi, Drama, Freundschaft
Gelesen in: 2 Tagen

== DAS COVER ==
Das Cover ist okay. Es stellt den vorderen Bereich einer Ledertasche dar, die auch im Buch vorkommt. Die Schnallen haben etwas von Augen, die einen anschauen und das Fach vorne wirkt wie ein grinsender Mund, aber was ich noch passender gefunden hätte, wäre, wenn dort ein Geldschein herausgeschaut hätte. Dieser werden nur gezeichnet, unten am Rand angedeutet. So, wie auch im Verlauf des Buches.

== FIGUREN ==
Niklas – Vater weg, Mama und ihr neuer Hartz IV, schlecht in der Schule
Felix – sportlich, bester Freund von Niklas, gut in der Schule, Opfertyp
Murat – Gehört zur angesagtesten Gang und schikaniert Niklas und Felix gern
Cowboy – Einer der Bankräuber, die Niklas verfolgen
Kaminski – Stiefvater von Niklas

== INHALTLICHE FAKTEN ==
Ort: Berlin Neukölln
Zeit: Gegenwart 2010er
Perspektive: Ich-Perspektive von Niklas
Alter der Figuren: 12- 14

== AUSGEWÄHLTES ZITAT ZUM STIL ==

„Wer weiß die richtige Antwort?“ Felix meldete sich gelangweilt. „War klar, du Opfer“, rief Bülent. (….) Ich schüttelte den Kopf. Blamieren wollte ich mich nicht, schon gar nicht vor Hatice. „Und?“ „Kann nicht.“ „Spast“, rief Bülent. (Zitat S. 44 – Stil der heutigen Generation)

== WORUM GEHT ES IN EIGENEN WORTEN ==
Niklas hasst sein aktuelles Leben, und möchte am Liebsten zu seinem Vater, der auf Mallorca lebt. Sein Stiefvater säuft und ist Hartz IV Empfänger, der außer Bier nichts richtig schreiben kann. Seine Mutter lässt sich von Kaminski unterdrücken und ist nur für die Zwillinge da. In der Schule ist er abgerutscht und seit er versucht hat in Murats Gang zu kommen, ist auch noch das Jugendamt auf sie aufmerksam geworden. Beschissener kann es nicht kommen. Doch dann beobachtet Niklas, wie ein Lieferwagen bei ihm vorm Fenster vorbeifährt, die Polizei im Nacken und etwas in den Mülleimer vor seinem Haus wirft. Die Neugierde ist geweckt und als die Luft rein ist, schleicht er sich hin. Er findet eine Ledertasche, die er mitnimmt. Zwar wird er dabei beobachtet, aber denkt sich noch nichts bei. Erst als er zu Hause entdeckt, dass gut 50.000€ in der Tasche sind, ahnt er etwas. Von seinem besten Freund Felix, den er einweiht, erfährt er, dass die Bank einige Straßen weiter überfallen wurde und so verstecken sie das Geld. Schon am nächsten Tag stehen jedoch die Bankräuber vor der Tür, denn einer von ihnen hat Felix tatsächlich mit der Tasche gesehen. Sie verfolgen ihn und bedrängen ihn regelmäßig. Doch damit nicht genug. Auch Murats Gang, die ihn und Felix im Park gesehen haben, wollen wissen, warum er von diesen Typen bedroht wird. Niklas ist klar, dass etwas passieren muss und so heckt er mir Felix einen total verrückten Plan aus, der schon damit schief geht, dass Niklas zusammen mit Murat von den Bankräubern entführt wird.

== MEINE MEINUNG ZUM BUCH ==
„Fett Kohle“ ist das neueste Werk von Dorit Linke und spielt im Brennpunkt Neukölln. Damit ist schon klar, dass sich das Buch von der Masse abhebt.

Es fängt schon bei den Figuren an. Ist normalerweise die Hauptfigur eher der intelligente Part, der gemobbt wird, ist Niklas zwar ein Opfertyp, aber authentisch aus dem Leben gegriffen. Getrennte Eltern, der Stiefvater ein Bilderbuch Hartz IV Empfänger, die Klasse besteht zum größten Teil aus Namen, die nicht im Deutschen vorkommen und wo man sich fragt, wie sie ausgesprochen werden. Das Niklas ebenfalls kein Musterschüler ist, viel Mist baut um anerkannt zu werden, könnte nicht authentischer sein. Wer selbst Kinder in dem Alter hat, der weiß, dass die heutige Generation der Beschreibung zumindest in vielen Brennpunkten sehr nahe kommt. Vom Opfertyp, Schulschwänzer bis zur beliebten Gang ist alles vertreten, womit sich die heutige Generation zum größten Teil identifizieren kann. Auch wenn es hart klingt.

Inhaltlich möchte die Autorin dies jedoch nur am Rande einfließen lassen, denn sonst würde das Buch ja kaum einer lesen. Wer möchte seinen Alltag lesen? Um es spannender und nicht nur alltäglich rüberkommen zu lassen, setzt sie auf Bankräuber und das Thema Fundsachen. Wie verhält man sich richtig, wenn man etwas findet, das einem nicht gehört. In diesem Fall viel Geld, aber auch im Allgemeinen, also eine Geldbörse oder ein Handy. Hier lässt sich die Autorin viel einfallen, damit das Buch wirklich spannend ist. Manchmal fand ich es etwas zu übertrieben, aber die jüngeren Leser wird dies wohl kaum stören.

Die wichtigste Frage, was ist das richtige und werden sich diese Kinder dafür entscheiden, wird auf jeden Fall gut gelöst. Bis dahin passiert aber eine Menge, wie zum Beispiel eine Entführung. Es kommen dementsprechend viele spannende Momente hinzu, die durch Weisheiten aus dem Leben untermalt wurden. Zum Beispiel „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“. Solche Dinge, lässt die Autorin sehr gut einfließen. Es zeigt aber auch, dass Kinder und Jugendliche manche Tragweite gar nicht einschätzen können, und es so schnell vorkommen kann, dass sie ungewollt in Gefahr geraten.

Die Autorin baut auf jeden Fall eine Menge ein und macht sich viele Gedanken zum Inhalt. Deswegen eignet sich das Buch in meinen Augen für den Unterricht in Schulen. Sei es in Brennpunkten, weil den Kindern die Augen minimal geöffnet werden können, oder in anderen Schulen, um zu zeigen, wie es anderen Kindern geht, und wie man vielleicht helfen kann.

Sprachlich ist das Buch nicht unbedingt gut für den Lehrplan. Es ist sehr jugendlich und umgangssprachlich gehalten. Aber verschließen wir nicht die Augen, setzt euch einmal in Hamburg oder auch Berlin in eine U-Bahn, wo viele Schüler sind, und ihr werdet genau diese Sprache vorfinden. In meinen Augen hätte die Autorin daher gar keinen anderen Stil für ihr Buch verwenden dürfen. Er ist manchmal unter der Gürtellinie, aber eben Realität.

Was mir nur bedingt gefällt ist der Schluss. Nachdem alles sehr realistisch umgesetzt wurde, passiert im Zeitraffer einer Menge. Das ist an sich sehr gut, denn wer kennt es nicht. Nach einer Geschichte fragt man sich oft, was passiert  mit den Figuren im Anschluss. Die Fragen werden sehr gut beantwortet und sind gut überlegt. Allerdings wirkt es in meinen Augen sehr künstlich. Zum Beispiel die Art wie Georges Problem gelöst wird oder warum Niklas Vater nicht schon vorher in den Popo getreten wurde. Das hätte die Autorin, nach der Vorgeschichte besser gekonnt.

Mein Fazit: Spannendes Kinder / Jugendbuch, das ich zwar nicht unbedingt noch einmal lesen muss, aber jedem empfehlen kann. 





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